Information zur Umbenennung unseres Trägervereins

Information zur Umbenennung unseres Trägervereins in

„Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger in Deutschland“

und zur weiteren Entwicklung

 

Was ist bisher geschehen?

Der Verein Buddhistisches Kloster Freising (BKFS e.V.) ist der verantwortliche Trägerverein des Klosters Bodhi Vihara. Ziel und Zweck des Vereins ist die Ermöglichung von buddhistischem Leben und Lernen im Allgemeinen sowie der Aufbau und Erhalt eines buddhistischen Klosters in Freising im Konkreten. Damit die Buddhalehre auch in Freising fest Wurzeln schlagen konnte, wurde der Verein am 27.11.2008 von Bhikkhu Thitadhammo initiiert und mit einer Schar von Unterstützern ins Leben gerufen. Seit dieser Zeit erfüllt der Verein seine Aufgabe in der ihm angedachten Form, nimmt treuhänderisch Spenden entgegen, stellt Spendenquittungen aus, fungiert als juristische Person in vertragsrechtlichen Angelegenheiten und hat sich als Institution in der Freisinger Stadtgesellschaft, deutschlandweit wie auch in der buddhistischen Welt allgemein etabliert und bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht.

Warum wollen wir den Namen des Vereins ändern?

Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal ist der Eindruck bei außenstehenden Personen entstanden, der Verein „Buddhistisches Kloster Freising“ entspräche auch dem Kloster an sich. Es wurde angenommen, daß eine Mitgliedschaft im Verein einem Eintritt ins Kloster gleich käme. Die Differenzierung zwischen einem „Förderverein (Förderer/Freunde/Unterstützer) des Buddhistischen Kloster Freising“ und dem Kloster Bodhi Vihara, in dem Mitglieder des monastischen Ordens“-vereins“ (Sangha) leben und das von den Menschen zu bestimmten Zeiten regelmäßig aufgesucht wird, ist über den gegenwärtigen Namen des Vereins nicht möglich.

Würde nicht einfach eine Namensergänzung mit einem klärenden Zusatz ausreichen?

Eine Änderung des Namens in beispielsweise „Förderverein Buddhistisches Kloster Freising“ hat zwei große Nachteile. Zunächst ist da einmal die Beschränkung auf die Förderung des Klosters. Durch den Ausdruck „Förderverein … Kloster“ entsteht der Eindruck, daß wirklich nur die Mönche und das Kloster selbst unterstützt werden. Damit treten die Aspekte der Gemeinde und ganz besonders die von den Mönchen angestoßenen Projekte in den Hintergrund. Weiterhin drückt sich durch diese Benennung eine starke lokale Beschränkung auf den Ort Freising aus. Wie wir über die letzten drei Jahre feststellten konnten, sind die Unterstützer des Klosters weit über Deutschland verbreitet. Der Großteil der Klosterfreunde wohnt nicht im Landkreis Freising, was an sich sehr erstaunlich ist. Wir haben einen Einzugsbereich von Südtirol im Süden bis Hamburg im Norden, von Leipzig im Osten bis in den Karlsruher Raum im Westen. Große Unterstützung erfahren wir ganz besonders aus Hamburg. Also ziehen wir deutschlandweit Aufmerksamkeit auf uns. Das Wirken des Klosters ist somit nicht nur örtlich auf Freising begrenzt, was ja auch unser Wunsch und Ziel ist. Dies sollte auch mit dem Namen des Vereins zum Ausdruck kommen.

Warum behalten wir nicht einfach den bisherigen Namen bei?

Diese Möglichkeit besteht durchaus. An sich reicht der Verein mit seiner gegenwärtigen Bezeichnung aus, alles in der momentanen Form zu versorgen. Wir könnten also einfach so weitermachen wie gehabt. Wie sich jedoch gezeigt hat, liegt es in unserem besonderen Interesse weitere Entwicklungen in der Zukunft zu ermöglichen. Hierbei handelt es sich sowohl um die Projekte zur Förderung buddhistischen Lebens und Lernens vor Ort als auch an anderen Standorten in Deutschland. So haben wir beispielsweise Bhikkhu Piyadhammo das letzte Jahr über den Start zum Aufbau eines eigenen Klosters in Berlin möglich gemacht. Wir haben für den Ehrwürdigen ein Spendenkonto eröffnet und treuhänderisch geführt, bei der Bekanntmachung des Projekts Hilfestellung geleistet, angefangen vom Design eines Logos bis hin zur Gestaltung von Flyern für Meditationsretreats. Auch bei der Anschaffung von einigen Dingen, wie z.B. von Meditationsmatten hat das brüderliche Teilen von erhaltenen Spenden dem Mitmönch in der Bundeshauptstadt den finanziellen Anfang ermöglicht. Bhikkhu Piyadhammo konnte mittlerweile einen eigenen Verein gründen und hat sogar ein eigenes Zentrum eingerichtet. So war unser Beistand für das Buddhistische Klosterprojekt in Berlin ein sinnvoller Beitrag für die Förderung der buddhistischen Entwicklung in Deutschland und wir freuen uns zukünftig ähnliche Aufgaben und Herausforderungen auf uns nehmen zu können. Diese unsere Verpflichtung zum liebevollen Dienst an den nach Befreiung strebenden Mitwesen begründet sich in der tief empfundenen Dankbarkeit gegenüber den Drei Juwelen.

Was für Projekte gehen vom Bodhi Vihara aus?

Als erstes Projekt wurde im Januar 2010 die Buddhistische Sonntagsschule für Kinder und Jugendliche initiiert. Sie dient der Vermittlung des Dhamma an die jüngste Generation. Organisiert wird die einmal monatlich stattfindende Sonntagsschule von drei Lehrnachfolgern: einer Lehrerin aus Sri Lanka, einer Wissen-schaftlerin aus Thailand und einem in Kunsterziehung geschultem deutschstämmigen Gemeindemitglied. Um eine gesundheitliche Versorgung und Abdeckung des Krankenversicherungsschutzes für Ordensmitglieder in größerem Rahmen anbieten zu können, wurde im Februar 2011 der Arogya Sangha-Gesundheitsfond ins Leben gerufen. Des weiteren wurde am Vesakh Vollmondtag, dem höchsten buddhistischen Feiertag, 2011 das Sariputta Institut als eine nichtakademische Bildungsstätte zur Verbesserung der Ethik und Lebensqualität der Menschen gegründet. Namenspatron des Instituts ist der Heilige Sariputta, einer der beiden Hauptjünger des Buddha. Die Veranstaltungen und Lehrangebote sind zugänglich für jeden Interessierten, gleich welcher Weltanschauung er ist. Das Institut fördert ferner den interreligiösen Austausch. Im Dezember 2011 folgte die Gründung der Buddhistischen Studentengemeinde München und Freising als ein Forum buddhistischer Praxis und Aktivität für junge Menschen im Studium. Das jüngste Projekt ist die Sumitta – Buddhistische Nächstenhilfe, deren erstes Arbeitstreffen im Februar 2012 stattfand. Weiterhin gibt es eine Reihe von kleineren oder zeitlich begrenzten Projekten, wie Freising betet im Zusammenhang mit dem Weltfriedensgebetstreffen in Assisi 2011, dem Dāna – Geben ist Glück Förderprojekt zur Etablierung des Almosengangs in Deutschland und einem Dhamma-Dāna Projekt zum Druck buddhistischer Schriften zur kostenfreien Verteilung.

Alle diese Projekte ergänzen somit das Angebot des Klosters, welches für die traditionellen Feierlichkeiten zu den buddhistischen Festtagen, regelmäßigen Andachten, Lehrunterricht und Predigten den notwendigen Raum bietet.

Warum wählen wir den Namen „Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger in Deutschland“ und was bedeutet er inhaltlich?

Die Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger in Deutschland versteht sich als eine Gemeinschaft jener Wahrheits- und Heilssucher, die die Lehre des Erwachten in ihrer ursprünglichen Form als Grundlage für ihr Leben erschließen wollen und diese in Wissen und Wandel zu verwirklichen anstreben. Die Lehrreden des Erwachten in ihrer heute vorliegenden und zugänglichen Form werden als höchste Autorität, als Wort des Erwachten in ihrer Geschlossenheit und Echtheit anerkannt und bilden die Grundlage für das Erlernen des durch den Buddha gelehrte und verkörperte Heilswissen und den daraus manifestierten heilsamen Lebenswandel.

Durch ernsthaftes Studium der Lehrreden, den Austausch mit Gleichgesinnten und das Einüben der Sila- Tugendregeln, die als Maßstab von jedem Einzelnen übernommen werden, bemühen die Lehrnachfolger sich stets, basierend auf der Rechten Erkenntnis über das Leiden, die Leidensentstehung, und den Achtfachen Pfad, als den zur Befriedung und Ablösung und somit zur Leidensversiegung führenden Weg, jene heilsamen Eigenschaften bei sich hervorzubringen und zu vervollkommnen, von denen es in der Schrift heißt: „Er hat Eigenschaften erworben, wie sie Heiligen lieb sind, ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich.“ (D 16.2.1)

Die Nachfolger üben sich nach der Weisung des Erwachten, wirkliche Jünger und Jüngerinnen zu werden und solche zu sein, „die Erfahrung haben, ausgebildet sind, zu innerer Sicherheit herangereift, geborgen in der Befreiung vom Mühen, wohlbewandert, Träger der Wahrheit, die die Lehre gelebt haben, richtig vorgegangen sind, den lehrgemäßen Wandel führend und, nachdem sie bei sich selber Meister über die Lehre geworden sind, sie verkünden, aufzeigen, verständlich machen, darstellen, offenbar machen, ausführlich erklären, klarmachen können, in der Lage sind, einen von anderen vorgebrachten Einwand nach der Lehre wohlbegründet abweisen zu können und die wunderbare Lehre lehren können.“Ud.VI.1

So befleißigen sich die Nachfolger in den Eigenschaften eines „Schülers des Erwachten“, aufrecht und gerade, sanftmütig, voll und ganz zugänglich für die Belehrung zu sein.

Die Vermittlung der Lehre erfolgt dabei in einer für den in Deutschland beheimateten Menschen mit seinem spezifischen kulturellen und spirituellen Hintergrund sowie in einer nachvollziehbaren und angemessenen Form durch jene Personen, die sich aufgrund ihrer in Wissen und Wandel bewährten Erfahrungen und Fähigkeiten als solche erwiesen haben, ob im Orden oder in der häuslichen Nachfolge. Stets sind sie in ihrem Denken und Handeln verankert in den vier himmlischen Qualitäten Mitempfinden (mettā), Mitfreude (muditā), Erbarmen (karunā) und Gelassenheit (upekkhā)

Ein weiteres Fundament des Heilsweges besteht in der Edlen Freundschaft, die vom Erwachten als „ganzer heiliger Wandel“ bezeichnet wird und in der „Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, im Vertrautsein mit Guten“ besteht. Die Edle Freundschaft ist die Grundlage der gegenseitigen Ermunterung, Ermutigung und Bestätigung, aber auch praktischer Förderung ernsthafter Wahrheits- und Heilssuche.

Die Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger ist somit eine geistige Saat- und Pflegestätte für das Verständnis der Lehre des Erwachten (dhamma) und der Selbsterziehung (vinaya), um jene Geistes- und Gemütskräfte auszubilden, die zur allmählichen Ablösung von den Leidensursachen führen.

Auf diese Weise und gemäß den Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten bemühen sich die Lehrnachfolger um den „Fortbestand der guten Lehre“.

Was für eine Stellung nimmt die Gemeinschaft im Theravada-Buddhismus ein?

Die Gemeinschaft bezieht ihre spirituelle Identität durch den Bezug auf den durch den Erwachten vor 2600 Jahren gestifteten Sangha. Diese Ordensgemeinschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte in mehrere Ordensgruppen aufgespalten. Auch sind buddhistische Schulrichtungen entstanden, die sich von der ursprünglichen Lehre des Buddha in verschiedenen Aspekten unterscheiden. Vom buddhistischen Kirchen- bzw. Ordensrecht (vinaya) her ist der Theravada-Buddhismus die Form der Lehrnachfolge, die die ursprüngliche Lebensweise am weitgehendsten unverfälscht tradiert. Auch ist die Lehrvermittlung im Theravada-Buddhismus der ursprünglichen Lehre am nächsten und heißt daher auch wortwörtlich die Schule der Ältesten. Der Schriftenkanon des Theravada stellt die ursprünglichste Form und früheste Kodifizierung des Buddhawortes dar.

Die Gemeinschaft (mit ihren Gemeinden) gliedert sich der Sanghagemeinschaft an. In unserem Fall ist das Kloster Bodhi Vihara das Kernstück der Gemeinschaft. Die dort ansäßigen Ordensmitglieder sind in der Theravada-Tradition ordiniert. Die Großgemeinschaft des Theravada-Ordens (Mahasangha) teilt sich in landesspezifische und dort wiederum in kleinere Unterorden (nikāya) auf. Das in Freising gegründete Kloster versteht sich als ein neuer Unterorden der Theravada-Großgemeinschaft für den deutschsprachigen Lebensraum. Der lokale Unterorden nennt sich selbst „Deutschland Nikāya“, also Deutscher Orden. Die in Freising fest (avāsika) oder nur zeitweilig (agantuka) ansäßigen Mönche sind in verschiedenen asiatischen Unterorden ordiniert worden. Die Zugehörigkeit zum Deutschland Nikāya wird gemäß dem Ordensrecht geregelt. Zielsetzung hierbei ist, daß in Zukunft Mönche und Nonnen in Deutschland nach einer den deutschen Bedingungen gemäßen Vinayaexegese ordiniert werden können. Die Bezeichnung „Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger“ umfaßt somit alle Ordensmitglieder des in Gründung befindlichen Deutschland Nikāyas und schafft damit die Grundlage für diese wichtige Entwicklungsperspektive.

 

Wie gestaltet sich die Gemeinschaft strukturell?

Gegenwärtig stellt das Buddhistische Kloster Freising den Lebensort der Sanghamitglieder und das Zentrum der Gemeinschaft dar. Hieran gliedert sich die Gemeinde, die aus Gemeindemitgliedern aus verschiedenen Orten Deutschland besteht. Die Versorgung der Ordensangehörigen und des Klosters ist die vornehmliche Aufgabe des Vereins. Dieser ermöglicht auch die Umsetzung und Finanzierung aller Projekte sowie der Schaffung der zur weiteren Entwicklung der Gemeinde notwendigen Bedingungen.

Welches Selbstverständnis hat die Gemeinschaft gegenüber anderen Buddhisten?

Die Gemeinschaft versteht sich als Teil der Theravada-buddhistischen Tradition, insbesondere als ein Zweig dieser Schulrichtung in Deutschland. Insofern ist das Lehrverständnis der Schule der Ältesten für die Gemeinschaft richtungsweisend und verbindlich.

Wie steht die Gemeinschaft zum Deutschen Buddhistischen Union e.V. (DBU) und einer möglichen Zusammenarbeit?

Unser Verein ist kein Mitglied des DBU e.V. und strebt auch keine Aufnahme in diese Organisation an. Das Verständnis des DBU e.V. als Dachverband der Buddhisten und buddhistischen Gemeinschaften in Deutschland trifft für uns nicht zu. Die ursprüngliche Form der Lehrnachfolge stützt sich alleinig auf die Lehre und das Buddhistische Kirchenrecht. Diese Form der Lehrnachfolge in der Theravada-buddhistischen Tradition bedarf keines weiteren Dachverbandes neben dem Mahasangha und keiner übergeordneten weltlichen Organisationsstruktur. Die Legitimation für die Identität unserer Gemeinschaft leitet sich vom Sangha ab, welcher in den buddhistischen Kernländern jeweils auch in den landeseigenen Gesetzesvorschriften definiert ist. Unsere spirituelle und zwischenmenschliche Verbindung und Zusammenarbeit mit Mitgliedern des DBU e.V., insbesondere der Theravada-AG, bleibt davon selbstverständlich unberührt. Eine Zusammenarbeit mit dem DBU e.V. ist im Sinne der buddhistischen Ökumene und im interreligiösen Dialog anzusiedeln.

Muß ich Buddhist sein um das Kloster unterstützen zu können?

Nein. Spender können nach wie vor das Kloster unabhängig von ihrer Weltanschauung oder einer Mitgliedschaft unterstützen. Weiterhin wird der Verein verschiedene Formen der Mitgliedschaft anbieten, darunter auch eine Fördermitgliedschaft für das Buddhistische Kloster Freising.

 

Buddhasāsanam lokasmim ciram titthatu!

Möge die Buddhalehre lange in der Welt Bestand haben!