Am Montag ist der von Unterstützern gespendete Deva-Schrein (ein Schrein für die Götter bzw. Himmelswesen, auch sog. »Geisterhaus« ศาลพระภูมิ, deva-ālaya, 神宮) angekommen. Der Lieferant konnte ihn nur zum Fuße des Dombergs anliefern, weil der LKW nicht durch das Domtor paßte. Glücklicherweise waren gerade die Maler beim Nachbarhaus zum Aufbau eines Gerüstes da. Wir baten sie, mit ihrem Wagen nach unten zu fahren und uns beim Transport zu helfen. Das war wieder einmal glückliches Timing — sonst würde die EU-Palette mit dem Schrein noch eine Weile unten in der Domberggasse gestanden haben.
Das Bodhi Vihara wird mit dem Deva-Schrein nun nach außen hin und von der Ferne leichter zu erkennen und auffindbar sein. Wir haben jetzt einen Platz, wo der Himmelswesen und guten Geister gedacht (devatānussati) und mit ihnen Freundschaft geschlossen werden kann. Der Buddha selbst wird von Buddhisten als Sattha deva manussanam, also als Lehrer von Menschen und Himmelswesen, bezeichnet. Er lehrte nicht nur die Menschen, sondern auch die Wesen des feinstofflichen Bereichs, sofern sie Interesse für seine Lehre aufbringen konnten. Für Buddhisten fallen die himmlischen Wesen, die beispielsweise im Christentum verehrt werden (Gottvater, Jesus, Maria, Heilige, Schutzengel), alle in die Kategorie deva. Am Deva-Schrein, der sozusagen ein kleines Gotteshaus darstellt, können deswegen auch alle anderen Religionen der von ihnen verehrten Wesen gedenken und ihnen Gaben darbringen. Es ist ein interreligiöser Ort, an dem sich Buddhisten mit ihren theistischen Freunden verständigen können.
Wir hoffen, daß sich hier in Freising die uralten, meist von Missionaren gar unsanft verdrängten, »verteufelten« und schließlich in die Vergessenheit verbannten Wesen über den Deva-Schrein freuen werden. Für die Menschen ist es ein pädagogisch wertvolles »Denk-mal!«, um zu vermitteln, daß es eben nicht nur die grobstoffliche und sichtbare Welt gibt, sondern eine Fülle von Lebenwesen innerhalb der drei Welten (ti-loka).
Insbesondere können wir auch der Ariyasāvaka in der himmlischen Welt und der Nichtwiederkehrer, der Anagamins in den Reinen Gefilden, gedenken (sanghānussati). Für die Kunst- und Kulturliebhaber wird es ein formschönes Kunstwerk aus Thailand sein. Für die Vögel auf dem Domberg ist es bereits — die Meisen habe es schon begutachtet — ein exzellentes Vogelhäuschen … Ob die deutschen Vogelhäuschen nicht ursprünglich gar dieselbe Funktion hatten und es nur in Vergessenheit geraten ist?
Rakkhantu sabba devata! Mögen alle Himmelswesen beschützen!
deva, devata
Die »Himmelswesen«, eigentlich wohl »die Leuchtenden« (verwandt mit lat. deus), sind in glücklicher Sphäre lebende und für die Menschen im allgemeinen unsichtbare Wesen, die aber genau so wie die Menschen und alle anderen Wesen dem beständigen Wiedergeborenwerden, Altern und Sterben unterworfen sind und genau so wie alle anderen die Daseinsrunde durchkreisen. Es gibt der Sinnenwelt (kāma-loka), der Feinkörperlichen Welt (rūpa-loka) und der Unkörperlichen Welt (arūpa-loka) angehörende Himmelswesen.