„Sei Dir selbst eine Insel“ – Selbstvertrauen durch die Buddhalehre in herausfordernden Lebenssituationen entwickeln

Zusammenfassung des Studientags am 28.4.2012

„Sei Dir selbst eine Insel“ – Selbstvertrauen durch die Buddhalehre in herausfordernden Lebenssituationen entwickeln

Geschrieben für die Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger in Deutschland. Gewidmet meinen Lehrern, der Buddhistischen Gemeinschaft der Lehrnachfolger in Deutschland, meinem Mann und meinen Kindern meinen Dhammafreunden und allen, die Zuversicht und Vertrauen brauchen.

Vorwort:

Nur wenige Tage bevor ich von Thitadhammo Bhikkhu gefragt wurde, ob ich einen Studientag im Kloster Bodhi Vihara in Freising leiten würde, hatte ich das Sutta1 über „Cundo“ im Pali Kanon gelesen. Da ich selbst ein Mensch bin, der zu Verlustängsten tendiert und immer wieder damit zu kämpfen hat, hat mich das Sutta in meinem Tiefsten berührt, inspiriert und ermutigt. Nach dem Lesen des Sutta „Cundo“ habe ich gemerkt, wie gerne ich die Botschaft dieses Sutta weitergeben würde.

Mein ganz besonderer Dank gilt Thitadhammo Bhikku, der mir im Februar 2011 die Anregung gab, mich intensiv mit den Heiligen Schriften des Pali Kanon zu befassen.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden. Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden, mit Unliebem vereint sein, ist Leiden, von Liebem getrennt sein, ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden. (Worte des Erwachten).

Wir alle haben im täglichen Leben schon leidvolle Situationen erleben und durchleben müssen. Sei es durch den Verlust eines geliebten Menschen, sei es durch einen unbefriedigenden Beruf, sei es durch Unfall oder Krankheit, sei es durch Wünsche, die nicht zu verwirklichen sind.

Wir alle wünschen uns ein Leben, das frei von Leiden ist, das uns erfüllt und in dem wir uns glücklich und zufrieden fühlen.

Die Frage, die wir uns stellen müssen ist:

Finden wir in unserer Gesellschaft eine dauerhafte und befriedigende Lösung, wenn wir leiden?

Lassen Sie uns gemeinsam eine kleine Zeitreise nach Indien unternehmen, in die Zeit des Buddha Shakyamuni, der auch „der Erwachte“ genannt wird, um dort mögliche Antworten zu finden und lesen wir, was in den alten Schriften des Pali Kanon geschrieben steht.

Der Pali Kanon ist eine überlieferte Sammlung der Lehrreden des Buddha Shakyamuni, der aus eigener Kraft zur vollkommenen Erwachung erlangte und zu Lebzeiten Nirvana verwirklichte.

Wir werden dabei unter Anderem zwei der Jünger des Buddha kennenlernen, Sariputta2 und Anando.

Lesen wir einmal das Sutta „Cundo“ (SN 47.13), das man in der „Gruppierten Sammlung“ (Samyutta Nikaya) in den Schriften des Pali Kanon wiederfindet. Dabei erfahren wir, wie es Anando – dem Cousin des Buddha und zugleich auch der Jünger , der am meisten Lehrreden vernommen hatte – ergangen ist, als der andere Jünger namens Sariputto verstarb.

Sutta 47.13.: Cundo

Zu einer Zeit weilte der Erhabene zu Sāvatthi, im Siegerwalde im Garten Anāthapindikos. Zu jener Zeit hielt sich der Ehrwürdige Sāriputto im Magadhalande auf, im Dorfe Nāla. Er hatte Beschwerden, war leidend, schwer krank. Und Cundo, der Asketenlehrling, war der Aufwärter des Ehrwürdigen Sāriputto. Da erlosch der Ehrwürdige Sāriputto bei jenen Beschwerden. Und Cundo, der Asketenlehrling, nahm des Ehrwürdigen Sāriputto Mantel und Schale, wanderte nach Sāvatthi zum Siegerwalde, zum Kloster Anāthapindikos, suchte den Ehrwürdigen Anando auf, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich Cundo, der Asketenlehrling, also an den Ehrwürdigen Anando:

„Der Ehrwürdige Sāriputto, o Herr, ist erloschen: hier sind seine Schale und sein Gewand“.

„Dieser Mitteilung halber, Bruder Cundo, ist es geraten, den Erhabenen aufzusuchen. Laß uns, Bruder Cundo, dorthin gehen, wo der Erhabene weilt und ihm dies berichten“. „Sehr wohl, o Herr“, antwortete da Cundo, der Asketenlehrling, dem Ehrwürdigen Anando. Und der Ehrwürdige Anando und Cundo, der Asketenlehrling, begaben sich dorthin, wo der Erhabene weilte, begrüßten ihn ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Ehrwürdige Anando also an den Erhabenen:

„Dieser Cundo, o Herr, der Asketenlehrling, sagte mir: ‚Der Ehrwürdige Sāriputto, o Herr, ist erloschen: hier sind seine Schale und sein Gewand‘. Da ist mir denn, o Herr, der Körper wie süßen Mostes trunken geworden, und ich weiß nicht links und nicht rechts, kann nicht mehr an die Lehre denken, seitdem ich erfahren habe, daß der Ehrwürdige Sāriputto erloschen ist“.

„Hat denn wohl, Anando, Sāriputto die Stücke der Tugend dir weggenommen und ist damit erloschen? Oder hat er die Stücke der Einigung, die Stücke der Weisheit, die Stücke der Erlösung, die Stücke der Wissensklarheit der Erlösung dir weggenommen und ist damit erloschen?“

„Das wohl nicht, o Herr, daß der Ehrwürdige Sāriputto die Stücke mir weggenommen und damit erloschen wäre. Aber er war mir ein Lehrer, hat mich aufgeklärt, unterwiesen, angeregt, erhoben und erheitert. Unermüdlich war er im Darlegen der Lehre, ein Förderer seiner Mitasketen. Wir erinnern uns deshalb gern, wie der Ehrwürdige Sāriputto der Lehre Saft und Kraft gab, wie er die Lehre anreicherte, wie er die Lehre förderte“.

Hab ich denn das, Anando, nicht vorher schon verkündet, daß alles, was einem lieb und angenehm ist, verschieden werden, vernichtet werden, anders werden muß? Wie doch nur wäre es, Anando, möglich, daß, was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte. Ein solcher Fall findet sich nicht. Gleichwie etwa, Anando, wenn bei einem großen, kräftig dastehenden Baume sein größter Zweig abstürbe: ebenso nun auch, Anando, ist bei dem großen, kräftig bestehenden Mönchsorden Sāriputto erloschen. Wie doch nur wäre es, Anando, möglich, daß, was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte? Ein solcher Fall findet sich nicht.

Darum, Anando, weilt euch selber zur Leuchte3, selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht. Wie aber, Anando, weilt der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?

Da wacht, Anando, der Mönch

  • beim Körper über den Körper,

  • bei den Gefühlen über die Gefühle,

  • beim Bewusstsein über das Bewusstsein,

  • bei den Geistesformationen über die Geistesformationen,

unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. So weilt, Anando, der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht.

Die da also, Anando, jetzt eben oder nach meinem Verscheiden, sich selber zur Leuchte verweilen, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die werden, Anando, oberhalb des Dunklen meine Mönche sein, die da eifrig Übung lieben“.

Als ich das Sutta zum ersten Mal gelesen habe, habe ich die Tatsache als sehr trostreich empfunden, dass selbst einer der Hauptjünger des Buddha dieselben Gefühle fühlt, die wir vermutlich alle fühlen, wenn wir einen Menschen verlieren, der uns lieb und wertvoll war.

„Da ist mir denn, o Herr, der Körper wie süßen Mostes trunken geworden, und ich weiß nicht links und nicht rechts, kann nicht mehr an die Lehre denken, seitdem ich erfahren habe, daß der Ehrwürdige Sāriputto erloschen ist…“

Kennen wir das nicht auch von uns?

Das Gefühl, es zieht einen den Boden unter den Füßen weg. Man fühlt keinen Halt mehr, der eigene Geisteszustand scheint nicht mehr ganz unter Kontrolle zu sein, man hat das Gefühl „außer sich zu geraten“. Es tut einfach weh. Genauso ist es auch dem Jünger Anando ergangen.

Wenn ich das Sutta lese, sehe ich jedoch den Buddha, wie er Anando fragt, ob denn Sariputta auch die Stücke der Tugend, der Weisheit etc. mit sich genommen hat und damit verloschen ist. Wenn ein uns nahestehender Mensch stirbt, haben wir oft das Gefühl, dass er uns „alles“ gegeben hat und nun auch „alles“ wieder mit sich genommen hat. Wir vergessen dabei möglicherweise im ersten Schmerz, was ein Mensch, von dem wir lernen konnten, in uns angelegt hat, das wir eigenverantwortlich hegen und pflegen können. In diesem Fall war es der Dhamma, die Sariputta „unermüdlich dargelegt hat“.

Was genau sagt uns nun der Buddha, wie wir wieder „zu uns kommen können“, wenn wir das Gefühl haben „außer uns“ zu sein? In der Lehrrede „Cundo“ kommt die Antwort klar zum Vorschein:

„Darum, Anando, weilt euch selber zur Leuchte, selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht. Wie aber, Anando, weilt der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?

Da wacht, Anando, der Mönch

  • beim Körper über den Körper,

  • bei den Gefühlen über die Gefühle,

  • beim Bewusstsein (Herzen/Gemüt) über das Bewusstsein (Herz/Gemüt),

  • bei den Geistesformationen über die Geistesformationen,

  • unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. So weilt, Anando, der Mönch sich selber zur Leuchte, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht.

Die da also, Anando, jetzt eben oder nach meinem Verscheiden, sich selber zur Leuchte verweilen, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die werden, Anando, oberhalb des Dunklen meine Mönche sein, die da eifrig Übung lieben“.

Was genau kann das für uns bedeuten?

Haben wir das Gefühl, die Kontrolle über uns zu verlieren, „außer sich“ zu geraten, können wir uns selbst wieder zuwenden, indem wir uns auf die sogenannten „Vier Pfeiler der Achtsamkeit“ stützen, die der Buddha in dieser Lehrrede veranschaulicht.

Wie können wir über unseren Körper wachen? Wir können uns auf unser Körpergefühl konzentrieren. Wie fühlt sich unser Körper an, wenn man sich „außer sich“ fühlt?

Ist der Körper angespannt? Wo ist der Körper angespannt? Wie atmen wir? Atmen wir schnell oder eher verhalten? Haben wir das Gefühl, erstarrt zu sein, die Luft anhalten zu müssen („klammern“ wir an dem Wunschgedanken fest, die Situation möge eine andere sein)?

Diese Aufmerksamkeitsübung auf den Körper können wir ins tägliche Leben einbeziehen, in jeder Lebenslage. Vielleicht ist es ja eine Anregung, beispielsweise jeden Morgen auf den Körper zu achten, wenn wir aufwachen.

Wie können wir über unsere Gefühle wachen? In der Buddhalehre werden drei Arten von Gefühl beschrieben: Wohlgefühl, Wehgefühl, Weder-Weh-noch-Wohl-Gefühl. Wir können leicht in uns spüren, welches Gefühl wir bei einem Verlust erleiden: da ist ganz viel Wehgefühl.

Und auch dieser Übung können wir uns täglich widmen, z.B. Morgens beim Aufstehen:

Wie fühle ich mich? Gut – schlecht – neutral? Wir können das Gefühl zur Kenntnis nehmen und versuchen, es zu beobachten. Wann kommt Wohlgefühl, wann fühlt man sich neutral, wann fühlt sich etwas schmerzlich an? Wie oft wechseln die Gefühle im Lauf des Tages?

Wie können wir über unser Herz, über unser Gemüt wachen? Wir alle kennen die Redewendung „Mir ist das Herz schwer“, „Das hat mir einen Stich ins Herz gegeben“ usw. Insbesondere in Krisensituationen haben wir das Gefühl, dass uns etwas auf das Herz drückt, dass unser Gemüt „nach unten zieht“. Auch hier können wir aber in jeder Lebenslage in uns gehen und in uns sehen, wie es uns gemütsmäßig „in diesem Moment geht“. Wir können auch versuchen zu beobachten, was unser Gemüt erheitert und wann sich unser Herz „schwer“ anfühlt.

Wie können wir über unsere Geistesformationen wachen? Wir können unseren Geist beobachten, indem wir darauf achten, ob wir uns nach vergangenen Zeiten zurücksehnen oder ob wir uns eine uns optimal erscheinende Zukunft erträumen. Wir können darauf achten, ob wir uns in Tagträumen verlieren oder ob wir wir „geistesgegenwärtig“ sind, also unseren Geist im „Hier und Jetzt“, in der Gegenwart, haben.

Behalten wir die „Pfeiler der Achtsamkeit“ im Gedächtnis und wenden uns nun zwei Bambusakrobaten zu, die darüber philosophiert haben, wie man achtsam miteinander umgehen kann. Wir finden das Sutta „Sedakam“ in der Gruppierten Sammlung des Pali Kanon unter 47.19

Sutta 47.19.: Sedakam

Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sumbher in einem Städtchen der Sumbher namens Sedakam. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche:

„Einstmals, ihr Mönche, gab es einen Bambusakrobaten. Der richtete den Bambus auf und sprach zu seiner Gehilfin Medakathalikā: ‚Komm, liebe Medakathalikā, erklimme den Bambus und stelle dich auf meine Schultern‘. ‚Ja, Meister‘, erwiderte die Gehilfin Medakathalikā, erklomm den Bambus und stellte sich auf die Schultern des Meisters.

Da sprach, ihr Mönche, der Bambusakrobat zu seiner Gehilfin Medakathalikā: ‚Du, liebe Methakathalikā, achte auf mich, und ich werde auf dich achten. Wenn so jeweils einer den anderen bewacht, einer auf den anderen achtet, dann werden wir unsere Kunst zeigen, etwas verdienen und wohlbehalten vom Bambus heruntersteigen.

Auf diese Worte erwiderte Medakathalikā, die Gehilfin, dem Meister:

„So wird nichts daraus, Meister! Achte du auf dich selber, Meister, und ich werde auf mich achten. So werden wir, wenn jeder sich selber bewacht, jeder auf sich selber achtet, unsere Kunst zeigen, etwas verdienen und wohlbehalten vom Bambus heruntersteigen‘.

Die rechte Vorgehensweise dabei, sprach der Erhabene, ist folgende: „Wie Medakathalikā, die Gehilfin, dem Meister gesagt hat:

  • ‚Ich werde auf mich achten‘, so sind die Pfeiler [Grundlagen] der Achtsamkeit (satipatthāna), ihr Mönche, zu pflegen:

  • ‚Auf den anderen werde ich achten, so sind die Pfeiler [Grundlagen] der Achtsamkeit zu pflegen.

  • Auf sich selber achtend, ihr Mönche, achtet man auf die anderen.

  • Auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber.

Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen?

  • Durch Pflege, durch Entfaltung, durch häufiges Tun.

So, ihr Mönche, achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen.

Und wie, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber?

  • Durch Geduld (khanti),

  • durch Gewaltlosigkeit (avihiṃsā),

  • durch Liebe (mettacitta),

  • durch [An-]Teilnahme (anudaya).

So, ihr Mönche, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber.

‚Ich werde auf mich achten‘, so sind, ihr Mönche, die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. ‚Ich werde auf die andern achten‘, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen.

  • Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen, ihr Mönche,

  • auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber“.

In einfachen Worten ausgedrückt, können wir für unsere Mitmenschen „eine Insel sein“, wenn wir uns selbst eine Insel sind. Und wenn wir auf unsere Mitmenschen in der Form achten, wie der Buddha sie uns in diesem Sutta lehrt, helfen wir uns selbst in unserer eigenen Entwicklung. Geduld, Gewaltlosigkeit, Liebe und Anteilnahme sind Eigenschaften, die in uns Halt und Selbstvertrauen zur Entwicklung bringen und reifen lassen. Unsere soziale Kompetenz nimmt dabei ganz automatisch zu, wir erfahren dabei Anerkennung und wir können uns selbst anerkennen.

Wenden wir uns nun noch einmal intensiver den vier Pfeilern der Achtsamkeit zu und befassen uns damit, wie die vier Pfeiler der Achtsamkeit auch in unsere Meditation eingebaut werden können.

Was mir an dieser Stelle wichtig ist: meines Erachtens hat jeder Meditierende (s)einen eigenen Zugang zu den unterschiedlichen Meditationstechniken. Wenn ich mich bei diesem Thema auf die „Metta“-Meditation, also die Meditation über „Liebende Güte“ beziehe, so ist diese Art der Meditation nicht als allgemein gültig zu verstehen. Ich konzentriere mich auf diese Art der Meditation, da ich mich damit befasse und mich darin übe. Mir liegt es fern, Techniken zu vermitteln, bei denen ich praktisch keine Erfahrungen gesammelt habe. Mein Anliegen ist aber, dass man seine eigene Technik herausfindet, mit und in der man sich wohl fühlt. Meditation sollte stets zur Beruhigung des Gemütes führen, keinen Streß, keinen Leistungsdruck und schon gar keine Angst erzeugen.

Wenden wir uns nun zwei Suttas zu, die für die Verknüpfung von Introspektion und Meditation nützliche Empfehlungen bereit halten.

Zunächst einmal geht es um einen Koch und um den Geschmack seines Herrn:

Sutta 47.8.: Der Koch

„Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein törichter, unerfahrener, ungeschickter Koch dem König oder dem königlichen Minister mit verschiedenen Speisen aufwarten würde: mit recht saueren, recht bitteren, recht scharfen, recht süßen, alkalischen, nicht-alkalischen, salzigen und salzlosen.

Da hat nun, ihr Mönche, dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Koch keine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn: ‚Heute gefällt meinem Herrn diese Speise, dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er. Heute gefällt meinem Herrn die recht saure Speise, dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er. Oder: Heute gefällt ihm die recht bittere, die recht scharfe, die recht süße, die alkalische, die nicht-alkalische, die salzige, die salzlose, und dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er‘.

Dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Koch, ihr Mönche, erhält weder Kleider noch Lohn noch Geschenke. Und warum? Da hat, ihr Mönche, dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Koch eben keine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn.

Ebenso nun auch, ihr Mönche, wacht ein törichter, unerfahrener, ungeschickter Mönch beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Indem er so verweilt, einigt sich ihm das Bewusstsein nicht, die Trübungen schwinden nicht, weil er keine rechte Vorstellung vom Körper, von den Gefühlen, vom Bewusstsein und den Geistesformationen hat.

Dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Mönch, ihr Mönche, erlangt nicht schon zu Lebzeiten glückliches Weilen, erlangt nicht Achtsamkeit und Klarbewußtsein. Und warum? Dieser törichte, unerfahrene, ungeschickte Mönch, ihr Mönche, hat keine rechte Vorstellung von seinem eigenen Bewusstsein.

Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein weiser, erfahrener, geschickter Koch dem König oder dem königlichen Minister mit verschiedenen Speisen aufwarten würde: mit recht sauren, mit recht bitteren, mit recht scharfen, mit recht süßen, mit alkalischen, mit nicht-alkalischen, mit salzigen, mit salzlosen.

Da hat nun, ihr Mönche, dieser weise, erfahrene, geschickte Koch, ihr Mönche, eine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn: Heute gefällt meinem Herrn diese Speise, dabei langt er zu, davon nimmt er viel, diese lobt er.

Dieser weise, erfahrene, geschickte Koch, ihr Mönche, erhält Kleider, Lohn und Geschenke. Und warum? Dieser weise, erfahrene, geschickte Koch, ihr Mönche, hat eben eine rechte Vorstellung von dem Geschmack seines Herrn.

Ebenso nun auch, ihr Mönche, wacht ein weiser, erfahrener, geschickter Mönch beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Indem er so verweilt, einigt sich ihm das Bewusstsein, die Trübungen schwinden, weil er eine rechte Vorstellung vom Körper, von den Gefühlen, vom Bewusstsein, von den Geistesformationen hat.

Dieser weise, erfahrene, geschickte Mönch, ihr Mönche, erlangt schon zu Lebzeiten glückliches Weilen, erlangt Achtsamkeit und Klarbewußtsein. Und warum? Dieser Weise, erfahrene, geschickte Mönch hat eben die rechte Vorstellung von seinem eigenen Bewusstsein.

Möglicherweise klingt das Sutta erst einmal etwas verwirrend. Als ich es zum ersten Mal gelesen habe, wusste ich gar nicht so recht, was die „Kernaussage“ dieses Suttas eigentlich sein soll.

Eine schöne Erläuterung habe ich im Buch der „Gruppierten Sammlung“ gefunden, die vom Verlag „Beyerlein und Steinschulte“ herausgegeben wurde. Diese Erläuterung enthält unter Anderem folgende Aussage:

„….Unfehlbar in der Kenntnis dessen, was für einen anderen die beste Meditation ist, ist nur der Buddha. Selbst ein solcher Heiliger wie Sariputto konnte darin noch einmal irren (J 25 E). Daher ist es am sichersten, sich selber kennenzulernen und nicht von einem Meditationsmeister abzuhängen. Die verschiedenen Speisearten und Geschmacksrichtungen können sich darauf beziehen, welchen der vier Pfeiler man üben soll, aber auch darauf, welche Übungen beim Körper oder bei den Erscheinungen unter den dort genannten mehreren Betrachtungen für einen geeignet sind.“

Dieses Sutta empfinde ich persönlich als Ermutigung zur Introspektion, zur Selbstbeobachtung. Introspektion/Selbstbeobachtung unterstützt uns, uns selbst besser kennenzulernen und „zu sich zu kommen“, „bei sich zu sein.“ Dabei können wir uns wieder auf die „Vier Pfeiler der Achtsamkeit“ konzentrieren.

Ein weiteres Sutta, das unsere Satipatthana- und Meditationsübung hilfreich ergänzt finden wir ebenfalls in der „Gruppierten Sammlung“: „Die Wohnung der Nonnen“.

Sutta 47.10.: Die Wohnung der Nonnen

In Sāvatthi.

Nachdem sich der Ehrwürdige Anando in der Frühe angekleidet hatte, nahm er Mantel und Schale und begab sich zu einem Nonnenkloster. Dort angekommen, setzte er sich auf vorbereitetem Sitz nieder. Da begaben sich einige Nonnen dorthin, wo der Ehrwürdige Anando weilte, begrüßten ihn ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandten sie sich also an den Ehrwürdigen Anando:

„Es gibt hier, Herr Anando, einige Nonnen, die haben ihr Bewusstsein bei den 4 Pfeilern der Achtsamkeit wohlgefestigt und ein gewaltiges, allmählich gemerktes Ergebnis erfahren“.

„So ist es, Schwestern. So ist es, Schwestern. Wahrlich, o Schwestern, wer da als Mönch oder Nonne sein Bewusstsein bei den 4 Pfeilern der Achtsamkeit wohlgefestigt hat, von dem ist zu erwarten, daß er ein gewaltiges, allmählich gemerktes Ergebnis erfahren wird“.

Nachdem nun der Ehrwürdige Anando die Nonnen durch ein Lehrgespräch unterwiesen, angeregt, erhoben und erheitert hatte, stand er auf und entfernte sich. Darauf ging der Ehrwürdige Anando in Sāvatthi um Almosenspeise, und nach Rückkehr vom Almosengange, nach beendetem Mahle, begab er sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, berichtete er dem Erhabenen von seinem Gespräch im Nonnenkloster. Und der Erhabene sprach:

„So ist es, Anando. So ist es, Anando. Wahrlich, o Anando, wer da als Mönch oder Nonne sein Bewusstsein bei den 4 Pfeilern der Achtsamkeit wohlgefestigt hat, von dem ist zu erwarten, daß er ein gewaltiges, allmählich gemerktes Ergebnis erfahren wird. In welchen vier?

Da wacht, Anando, der Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.

Während er aber so beim Körper über den Körper wacht, erscheint aufgrund des Körpers beim Körper Fieberdurst oder Schlaffheit des Gemütes, oder das Bewusstsein wendet sich nach außen.

Dieser Mönch, Anando, soll das Bewusstsein auf irgendeine befriedigende Vorstellung richten.

Hat er das Bewusstsein auf irgendeine befriedigende Vorstellung gerichtet, dann entsteht Freude.

Dem Freudigen entsteht Entzücken.

Entzückt im Geiste, beruhigt sich der Körper.

Beruhigten Körpers fühlt er sich wohl.

Sich wohl fühlend, einigt sich das Bewusstsein.

Da führt er sich vor Augen: ‚Zu welchem Zweck ich das Bewusstsein dahin gerichtet hatte, dieser Zweck ist nun erfüllt. Wohlan denn, so will ich es zurückziehen‘.

Und er zieht es zurück und erwägt nicht mehr und sinnt nicht mehr. So erkennt er: ‚Frei von Erwägen, frei von Sinnen bin ich, nach innen achtsam ist mir wohl‘.

Weiter sodann: Da wacht, Anando, der Mönch bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.

Während er aber so bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen wacht, erscheint aufgrund der Gefühle, des Bewusstseins, der Geistesformationen, bei den Gefühlen, beim Bewusstsein, bei den Geistesformationen Fieberdurst oder Schlaffheit des Gemütes, oder das Bewusstsein wendet sich nach außen.

Dieser Mönch, Anando, soll das Bewusstsein auf irgendeine befriedigende Vorstellung richten.

Hat er das Bewusstsein auf irgendeine befriedigende Vorstellung gerichtet, dann entsteht Freude.

Dem Freudigen entsteht Entzücken.

Entzückt im Geiste, beruhigt sich der Körper.

Beruhigten Körpers fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend, einigt sich das Bewusstsein.

Da führt er sich vor Augen: ‚Zu welchem Zweck ich das Bewusstsein dahin gerichtet hatte, dieser Zweck ist nun erfüllt. Wohlan denn, so will ich es zurückziehen‘.

Und er zieht es zurück und erwägt nicht mehr und sinnt nicht mehr. So erkennt er: ‚Frei von Erwägen, frei von Sinnen bin ich, nach innen achtsam ist mir wohl‘.

So, Anando, vollzieht sich gerichtete Entfaltung.

Und wie, Anando, vollzieht sich nicht-gerichtete Entfaltung? Läßt da, Anando, der Mönch sein Bewusstsein nicht nach außen gerichtet werden, so weiß er: ‚Nicht nach außen gerichtet ist mein Bewusstsein‘. Und er weiß: ‚Nicht bin ich zerstreut auf Früheres oder Späteres, erlöst, nicht gerichtet‘. Und er weiß nun: ‚Beim Körper wache ich über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns: mir ist wohl‘. So, Anando, vollzieht sich nicht-gerichtete Entfaltung.

Da habe ich denn, Anando, die gerichtete Entfaltung gezeigt und die ungerichtete. Was da, Anando, ein Meister den Jüngern aus Wohlwollen und Mitleid, von Mitleid bewogen, schuldet, das habt ihr von mir empfangen. Da laden, Anando, Bäume ein, und dort leere Klausen. Wirket Schauung, Anando, auf daß ihr nicht lässig werdet, später nicht Reue empfindet: das haltet als unser Gebot“.

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der Ehrwürdige Anando über das Wort des Erhabenen.

Als ich dieses Sutta entdeckt und gelesen hatte, habe ich es empfunden, als ob es mich auf eine Schatzkiste hinweisen würde, die wir alle in unserem Innersten haben. Wir alle kennen sicherlich die Augenblicke, in denen wir uns ziemlich „zerstreut“ fühlen. Denken wir mal kurz über den Begriff „zerstreut sein“ nach. Der Geist spielt „multitasking-verrückt“, bleibt nicht an Ort und Stelle, sondern berührt viele kleine oder größere Punkte. Hüpft von hier nach dort, von gestern auf morgen, von Kopfkino zu Kopfkino. Wir spüren die Unruhe nach und nach im ganzen Körper. Die Atmung ist schneller, man hat ein Gefühl des Kribbelns oder der Anspannung, das sich vom Rücken in die Arme zieht und von den Waden in die Oberschenkel. Man kann „keine Sekunde über etwas bleiben“.

Das hängt damit zusammen, dass wir ständig „haben wollen“. Der Begriff „Fieberdurst“ in dem Sutta bedeutet nicht, dass wir krank im Bett liegen mit hohem Fieber, sondern bezieht sich auf unsere täglichen Wünsche.

Diese können ganz normale Alltagsbedürfnisse sein, aber auch bis hin zum „heißen Begehren“ gehen. Genau diese Begehrlichkeiten, also der „Fieberdurst“ kann in manchen Phasen des Lebens ununterbrochen bei uns anklopfen und „wollen, wollen, wollen“. Genau das bringt uns die Zerstreutheit. Auf der anderen Seite kennen wir sicherlich auch alle die „Schlaffheit des Gemütes“. Es fühlt sich wohl so an, als ob das Gemüt sich in den „Keller“ verkrümelt hat, so als ob jemand es nach unten gezogen hat.Auch da kann man das Herz auf eine „befriedigende Vorstellung“ richten, um das Gemüt zu erheitern, um sich selbst zu motivieren.

Genau diese Empfehlung – das Herz auf eine befriedigende Vorstellung zu richten – empfinde ich als eine der größten Schatzkisten in den Schriften des Palikanon. Wir müssen unserem wechselhaftem Gemüt nicht zwangsläufig ausgesetzt sein. Der Buddha zeigt uns ganz deutlich, wie wir uns selbst helfen können mit so einfachen Mitteln.

In den Schriften des Palikanon spiegelt sich das Menschentum wieder, so wie wir es auch heute noch erleben. Was vor über 2.500 Jahren schon Gültigkeit hatte, hat auch heute noch Gültigkeit.

Lassen Sie uns nun einmal betrachten, wie wir der Empfehlung „das Herz auf eine befriedigende Vorstellung richten“ in unserer Meditationspraxis nachgehen können. An dieser Stelle beziehe ich mich auf einige anregende Stellen des Buches „Metta Meditation“ von Sharon Salzberg (ISBN-13: 9783810518743). Die Autorin Sharon Salzberg wurde im Jahr 1952 in New York City geboren und ist Meditationslehrerin.

Sharon Salzberg regt in ihrem Buch auf Seite 41 an, das „Gute in sich selbst zu bedenken.“ Meine Gedanken dazu sind, dass wir in unserem Kulturkreis vermutlich nur selten dazu erzogen wurden, uns selbst zu achten, uns selbst zu loben, mit uns selbst zufrieden sein. Der Begriff „Selbstzufriedenheit“ ist hierzulande eher negativ besetzt und wird oft mit „Hochmut“ oder „Überheblichkeit“ gleich gesetzt. Vielmehr haben wir gelernt, mit uns selbst unzufrieden zu sein.

Sharon Salzberg rät in ihrem Buch dazu zu überdenken, was man bereits an Gutem getan hat und welche Eigenschaften wir an uns selbst mögen. Ich kann aus eigener Lebenserfahrung sagen: es ist gar nicht so einfach. Aber wenn wir dran bleiben, können wir allmählich Veränderungen in unserer Selbstwahrnehmung feststellen.

Auf Seite 57 empfiehlt Sharon Salzberg, sich an einen Wohltäter zu erinnern, von dem man Gutes erfahren hat. Sie bezieht sich auch darauf, dass wir alle einen rechtmäßigen Wunsch nach Glück haben. Denken wir doch einmal an Menschen, die für uns Wegbereiter waren.

Auf Seite 71 können wir über die Meditation lesen, die die „Bedeutung von Freunden“ zum Inhalt hat. Der Buddha selbst hat sich über die edle Freundschaft in einer unübertrefflichen Art und Weise geäußert, die wir als Ermutigung empfinden dürfen. Lesen wir doch einmal nach, was der Buddha über die „Edle Freundschaft“ gesagt hat:

Sutta 45.2.: Die Hälfte – 2. Upaḍḍha Sutta

„Das hab‘ ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei den Sakyern in einer Stadt der Sakyer namens Sakkara. Da nun begab sich der Ehrwürdige Anando zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun der Ehrwürdige Anando zum Erhabenen also: ‚Die Hälfte des Brahma-Wandels, o Herr, ist dieses, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten‘.

„Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando: ist es ja doch der ganze Brahma-Wandel, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten. Von einem Mönch, Anando, der Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten, ist zu erwarten, daß er den edlen achtfältigen Pfad entfalten und ausbilden wird. Wie aber, Anando, kann ein Mönch, der Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten, den edlen achtfältigen Pfad entfalten und ausbilden?

Da entfaltet, Anando, ein Mönch rechte Erkenntnis, die auf Einsamkeit gestützt, auf Entreizung gestützt, auf Auflösung gestützt ist und in Loslassen übergeht. Er entfaltet rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechten Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Einigung, die auf Einsamkeit gestützt, auf Entreizung gestützt, auf Ausrodung gestützt sind und in Loslassen übergehen. So entfaltet, Anando, ein Mönch, der Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten, den edlen achtfältigen Pfad und bildet ihn aus.

So ist das, Anando, in diesem Sinne zu verstehen, wie es eben der ganze Brahma-Wandel ist, wenn man Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten. Denn zu mir Anando, als dem guten Freund gekommen, werden die der Geburt unterworfenen Wesen von der Geburt frei; werden die Alter und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung unterworfenen Wesen frei von Alter und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung. So ist das, Anando, in diesem Sinne zu verstehen, wie es eben der ganze Brahma-Wandel ist, wenn man Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten‘.“

Auf Seite 89 wiederum legt uns Sharon Salzberg ans Herz, „das Gute zu sehen“. Versuchen wir in unserer meditativen Übung in unseren Mitmenschen „Schätze zu entdecken“, das Gute in ihnen zu sehen. Beobachten wir, wie sich unser Herz uns selbst und unseren Mitmenschen gegenüber nach und nach öffnet. Leben wir unserem Leben mit einem offenen Herzen für uns und für unsere Mitmenschen, werden wir allmählich die Insel und den „Inselschatz“ in uns selbst entdecken. Lernen wir uns selbst kennen und vertrauen wir darauf, dass wir das Beste in uns finden und fördern können.

Zum Abschluss teile ich noch ein Sutta, das für mich ein Sutta der Zuversicht darstellt.

Es handelt vom Fürsten Mahanamo, der der Lehre des Erwachten vertraut, sich in den Tugenden übt und -so wie wir es alle sicherlich auch von uns kennen- immer wieder mal Zerstreutheit erfährt.

 

Sutta 55.21.: Mahānāmo I – Paṭhama-mahānāma Sutta

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sakyer bei Kapilavathu im Feigenbaumkloster. Da nun begab sich der Sakkerfürst Mahānāmo dorthin, wo der Erhabene weilte, begrüßte ihn und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Sakkerfürst Mahānāmo an den Erhabenen:

Dieses Kapilavatthu, o Herr, blüht und gedeiht, ist volkreich, wimmelnd von Menschen im Gedränge der Menge. Wenn ich da den Erhabenen aufgesucht habe oder die Mönche, die ihren Geist entfalten, und ich kehre abends wieder nach Kapilavatthu zurück, dann begegne ich Strömen von Elefanten, Rossen, Wagen, Karren und Menschen. Zu einer solchen Zeit ist meine Achtsamkeit, die auf den Erwachten, die Lehre, die Jüngerschaft gerichtet war, vergessen. Da denke ich nun, o Herr: ‚Wenn ich zu einer solchen Zeit sterben würde, was wäre meine Fährte, wie ginge es mit mir weiter?

„Fürchte dich nicht, Mahānāmo, fürchte dich nicht, Mahānāmo: frei von Bösem wird dein Tod sein, du wirst kein böses Ende nehmen. Wessen Herz, Mahānāmo, lange Zeit in Vertrauen voll entfaltet wurde, in Tugend, in Erfahrung, in Zurücktreten, in Weisheit, dessen Körper, den formhaften, aus den vier Hauptstoffen bestehenden, von Vater und Mutter gezeugt, durch Reis und Grütze zusammengehalten, ein Ding der Unbeständigkeit, des Untergangs, der Aufreibung, des Zerfalls, der Zerstörung – den mögen die Krähen fressen, die Geier, die Falken, die Hunde, die Schakale, oder verschiedene andere Lebewesen. Sein Herz aber, das lange Zeit in Vertrauen, Tugend, Erfahrung, Zurücktreten, Weisheit voll entfaltet wurde, das steigt aufwärts, das geht noch oben.

Gleichwie etwa, Mahānāmo, wenn ein Mann einen Krug mit geschmolzener Butter oder einen Krug mit Öl in einen tiefen See versenkte, dann würde dieser zerbrechen, und was daran aus Sand oder Tonerde war, das bliebe unten: was daran aber geschmolzene Butter oder Öl war, das stiege aufwärts, das ginge nach oben. Ebenso nun auch, Mahānāmo: Wessen Herz lange Zeit in Vertrauen, Tugend, Erfahrung, Zurücktreten, Weisheit voll entfaltet ist, dessen Herz steigt aufwärts, geht nach oben. Fürchte dich nicht, Mahānāmo, fürchte dich nicht, Mahānāmo: frei von Bösem wird dein Tod sein, du wirst kein böses Ende nehmen“.

Vertrauen auch wir weiterhin der Buddhalehre, üben wir uns in Vertrauen, Tugend, Erfahrung und Zurücktreten. Mögen wir lernen, gut zu uns selbst zu sein, mögen wir gelassen und nachsichtig mit uns umgehen und mögen wir die Fähigkeit entwickeln, gut für uns zu sorgen, so dass wir uns in Krisenzeiten selbst zur Insel werden können.

Fürth, Februar bis Mai 2012 (2055) Claudia Zwiener

1Das Sanskrit-Wort Sūtra (weitergeleitet von Sutta – „Faden“, „Kette“) bezeichnet einen kurzen, durch seine Versform einprägsamen Lehrtext des indischen Schrifttums; das entsprechende Pali-Wort Sūtta („Lehrrede“) bezieht sich ausschließlich auf bestimmte Teile der buddhistischen Schriften. Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Sutta

2Sariputta wird in den Schriften des Pali Kanon auch oft Sariputto genannt.

3Der Begriff „Dipa“ kommt aus dem Pali und bedeutet „Leuchte“ oder auch „Insel“.