Einführung in die Lebensweise von buddhistischen Mönchen (Vinaya)

1. Einleitung

Im Allgemeinen wird in der buddhistischen Tradition zwischen denjenigen unterschieden, die als Menschen mit Beruf und Familie leben, und denjenigen, die in die Hauslosigkeit gezogen sind, um einem Weg der Entsagung (nekkhamma), Läuterung (visuddhi) und geistiger Entwicklung (bhavana) zu folgen. Für die buddhistischen Ordinierten (samana) wird ihr spirituelles Leben vom Dhamma-Vinaya geleitet.

Die buddhistischen monastischen Regeln, Vinaya genannt, sind ein Training für Körper, Sprache und Geist. Diese Regeln sollen nicht Selbstzweck sein, sondern Mittel, welche – zusammen mit der spirituellen Lehre, dem Dhamma, angewendet – Reife und spirituelle Entwicklung fördern.

Der Vinaya dient neben dem direkten Training auch der Entwicklung einer unterstützenden Beziehung zwischen Laien und Ordinierten. Die buddhistischen Ordinierten geben viele gewöhnliche Freiheiten auf und unterziehen sich der Disziplin und den Regeln des Vinaya, um sich auf die Entwicklung des Herzens zu konzentrieren. Sie können als Mönche leben, weil Menschen ihr Training respektieren und sie dabei unterstützen.


2. Dana – das Spenden der Mittel für den Lebensunterhalt

Der Vinaya, wie vom Buddha festgelegt, definiert in vielen Regeln den Status eines Ordinierten als den eines auf die Unterstützung von anderen Angewiesenen (Bhikkhu). Ohne persönlichen Besitz kann man auf ganz praktische Weise den Instinkt nach Sicherheit erkennen. Darüber hinaus kann der Ordinierte seine Abhängigkeit von Almosen als Kontemplation über die vier grundlegend notwendigen Dinge benutzen.

Diese vier erforderlichen Dinge – Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Medizin – können die Laien anbieten, um so auf praktische Weise Freigiebigkeit, Anerkennung oder ihr Vertrauen in die buddhistische Gemeinschaft auszudrücken. Die Mitglieder des Sangha erwidern dies auf unterschiedliche Weise, indem sie die Lehre des Buddha denjenigen anbieten, die sie hören wollen.


3. Die vier erforderlichen Dinge (catu-paccaya)

3.1 Almosenspeise (pindapata)

Die Mönche in den Theravada-Ländern machen gewöhnlich tägliche eine Almosenrunde durch die Straßen. Die Menschen verdeutlichen ihre Absicht zu geben, indem sie vor ihren Häusern oder am Straßenrand mit Essen stehen und die Mönche dazu einladen Almosen anzunehmen. Anstatt Essen bei der täglichen Almosenrunde zu spenden, kann von Unterstützern das Essen als Mahlzeit an diesem Tag ins Kloster gebracht werden. Die Laien spenden oft Nahrung für eine besondere Gelegenheit, beispielsweise an den Mondtagen, Feiertagen, am Geburtstag oder im Gedenken an Verstorbene.

Mönche sollten nicht direkt um Nahrung bitten, außer wenn sie krank sind. An dieses Prinzip sollten die Laien denken, wenn sie Nahrung anbieten. Anstatt die Mönche nach besonderen Vorlieben zu fragen, ist es besser, sie einfach nur einzuladen, die Nahrung zu erhalten, die Sie geben möchten. Indem Sie berücksichtigen, dass diese Mahlzeit die Hauptmahlzeit des Tages ist, geben Sie so viel, wie es Ihnen richtig erscheint. Die Mönche nehmen sich das, was sie benötigen. Sie können den Mönchen Speisen anbieten, indem Sie ihnen Behälter mit Essen bringen und sie wählen lassen. Das Essen kann auf einem Tisch stehen, sodass sich die Mönche selbst davon bedienen können. In diesem Fall muss den Bhikkhus (oder stellvertretend einem von ihnen) jede Schale offeriert werden. Die Mitglieder des Sangha bevorzugen es in Stille zu essen.

Nahrung (ahara) wird im Vinaya als etwas Essbares oder Trinkbares bezeichnet – außer reinem Wasser oder den Dingen, die speziell als Medizin erlaubt sind. Der Buddha erlaubte seinen ordinierten Schülern, Essen zwischen der Morgendämmerung und Mittag (13:00 Uhr während der Sommerzeit) zu erhalten und zu konsumieren. Außerhalb dieser Zeit dürfen sie keine Nahrung verzehren und Bhikkhus selbst dürfen sie auch nicht über Nacht aufbewahren. Mönche leben davon, was ihnen angeboten wird, und haben keine Bevorzugung von beispielsweise vegetarischer Nahrung oder Lieblingsspeisen. Für Bhikkhus ist das Kochen nicht erlaubt, aber in der Früh offerierte und erkaltete Speisen dürfen aufgewärmt werden. Im Verständnis des Vinaya wird Milch als Nahrungsmittel betrachtet. So sind Milchgetränke nur erlaubt, wenn die Mönche diese zwischen der Morgendämmerung und Mittag angeboten bekommen und in dieser Zeit verzehren.

In der Beziehung zwischen Mönchen und Laien gibt es spezifische Regeln, die Nahrung und Medizin betreffen.

Das Offerieren von Nahrung und Medizin:

1. Ein Bhikkhu darf nur Essbares und Trinkbares (einschließlich Medizin) – außer reinem Wasser – verzehren, wenn es ihm formal direkt in seine Hand oder in etwas, was mit seiner Hand in Berührung ist, offeriert wird. Um körperlichen Kontakt mit einer Frau zu vermeiden, breiten Mönche in Thailand ein Tuch aus, auf welches die Frau ihre Gaben ablegen kann.

2. In vielen Klöstern wird eine Verfeinerung dieser Richtlinie praktiziert. Diese besagt, dass ein einmal angebotenes Essen oder Medizin nicht mehr von den Laien berührt werden sollte, so daß die Mönche es ohne Zweifel als Gegebenes auffassen können.

3. Das formelle Offerieren von Nahrung und Medizin wird nach dem Vinaya dann erfüllt, wenn sich ein Laie bis auf Armeslänge dem Mönch nähert und etwas anbietet, das der Mönch dann an sich nehmen kann. Dies dient dazu, dass das Offerieren achtsam und bewusst, klar und unmissverständlich geschieht, unabhängig davon, was gegeben wird.

Wie bei allen Regeln in diesem Text kann man Mönche um Klärung bitten, wie man sich beim Offerieren der Nahrung verhält, wenn es Zweifel dazu gibt.


3.2 Kleidung (civara)

1. Nach den Regeln darf ein Mönch drei Grundroben besitzen. Urspünglich nähten die Mönche diese Roben selbst aus gespendetem Stoff. In einigen Klöstern wird Stoff auch heute noch von der richtigen Farbe gegeben und von den Mönchen verarbeitet. Ein Wollstoff kann für ein zusätzliches äußeres Gewand verwendet werden. In buddhistischen Ländern kann man auch fertige Roben kaufen und diese offerieren. Vor der Spende von Roben oder Stoff sollte am besten mit den Mönchen Rücksprache gehalten werden.
2. In einem kalten Klima werden die Roben ergänzt durch lang- und kurzärmelige T-Shirts, Pullover, Socken usw. Auch diese können – von einer angemessenen Farbe – an Mönche gespendet werden.


3.3 Unterkunft (senasana)

1. Einsam, ruhig und einfach wäre die Beschreibung für eine ideale Unterkunft eines Mönchs. Nach den Schriften sollte eine Unterkunft weder unbequem noch zu luxuriös sein und in jedem Fall nicht die Gesundheit beeinträchtigen.

2. Praktische und bescheidene Möblierung ist ebenso erlaubt. Nach einer Regel darf man keine hohen und luxuriösen Betten und Stühle benutzen. Man kann auf einem einfachen Bett schlafen, wobei viele Ordinierte für ihren Rücken eine harte Unterlage bevorzugen. Gewöhnlich versichern Mönche, dass sie alles Angebotene akzeptieren können, solange es sich mit den Regeln eines Mönchs vereinbaren lässt.

3. Die Regeln des Vinaya erlauben es einem Mönch nicht, mehr als drei Nächte in demselben Raum wie ein nicht-ordinierter Mensch zu schlafen. Weder Mönche noch Nonnen sollten in demselben Raum mit einem Menschen des anderen Geschlechts liegen. Wenn man also eine vorübergehende Unterkunft für die Nacht zur Verfügung stellt, so müssen die Laien keinen großen Aufwand betreiben. Ein einfacher Raum ist ausreichend, aber es sollten angemessene private Schlaf- und Waschmöglichkeiten vorhanden sein.


3.4 Medizin (bhesajja)

Nach dem Vinaya kann das als Medizin betrachtet werden, was man isst oder trinkt und gewöhnlich nicht als Nahrung wahrgenommen wird (Tonikum, Stärkungsmittel):

1. etwas, das spezifisch für Krankheit ist, d. h. Medikamente, naturheilkundliches Medizin, homöopathische Heilmittel, Vitaminergänzungen usw.:

2. etwas, das belebend wirkt, so wie Kaffee und Tee

3. etwas, das einen Nährwert hat in Zeiten der Schwächung, des Hungers oder der Ermüdung, z. B. Zucker, Honig, Fruchtsaft

Im Gegensatz zu Nahrungsmitteln dürfen Mönche diese Medizin über Nacht aufbewahren. Für Bhikkhus gibt es unterschiedliche Begrenzungen, was die Zeitdauer für das Lagern dieser Medizin betrifft.

1. Ein Tag: frischgepresster Fruchtsaft von jeder Frucht. Diese Säfte dürfen zu jeder Zeit zwischen der Morgendämmerung des einen Tages bis zur Morgendämmerung des nächsten Tages angenommen und getrunken werden – diese Zeitbegrenzung verhindert die Gärung. Bei haltbaren Fruchtsäften in Flaschen oder Karton mit langer Haltbarkeit können sie bis zu sieben Tage aufbewahrt werden.

2. Sieben Tage: Butter, tierisches oder pflanzliches Öl, Honig und jede Art von Zucker (auch Melasse oder Zuckersirup) dürfen zu jeder Zeit von der Morgendämmerung des einen Tages bis zum siebten Tag, nachdem man diese erhalten hat, aufbewahrt und verzehrt werden.

3. Auf Lebenszeit: Medikamente, Vitamine, Pflanzenwurzeln wie Ingwer, Ginseng; Kräutersud wie Kamille; Getränke wie Tee, Kaffee und Kakao.


4. Andere Bedarfsgegenstände (parikkhara)

Der Buddha erlaubte es den Mönchen bestimmte Bedarfsgegenstände zu besitzen, wie u.a. Nähnadeln, Rasiermesser, Werkzeug, usw. In der heutigen Zeit sind hier auch Stifte, Uhr, Taschenlampe, Bücher, elektronische Geräte usw. mit eingeschlossen, die jedoch möglichst einfach und funktionell sein sollten.


.5. Eine Einladung aussprechen (pavarana)

Die Grundeinstellung der Mönche erlaubt es ihnen nicht anderen mit ihren eigenen Bedürfnissen zur Last zu fallen. Es gelten für sie die Ideale von Bedürfnislosigkeit und Genügsamkeit so wie sie auch im Metta Sutta rezitiert werden. Deshalb wenden sie sich grundsätzlich nicht mit Bitten an die Laien – außer im Krankheitsfall, in Ausnahmesituationen oder wenn sie vorher dazu eingeladen worden sind. Es gibt hierbei jedoch zwei Ausnahmen: Ein Mönch darf immer um Trinkwasser bitten und Unterstützung von der eigenen Familie ersuchen. Wenn man einem Mönch Essen oder Medizin anbieten möchte, dann sollte man nicht wartet bis der Mönch von selbst darum bittet, sondern man spricht den Mönch von sich aus an, beispielsweise mit: „Darf ich Ihnen Essen anbieten?“ oder: „Darf ich Ihnen Tee anbieten?“

Man kann auch eine Einladung (pavarana) aussprechen, um damit jegliche Umstände abzudecken, die man nicht kennt – beispielsweise im Falle eines gesundheitlichen Problems die angemessene Medizin oder bei Dingen für den alltäglichen Bedarf eine Zahnbürste, indem man sagt: „Wenn Sie irgendetwas Medizinisches oder Alltägliches benötigen, dann lassen Sie es mich bitte wissen.“ Um Missverständnisse zu vermeiden ist man besser konkret und sagt zum Beispiel: „Wenn Sie mehr Essen möchten…“, „Wenn Sie etwas brauchen, solange Sie hier sind …“, „Wann immer Sie ein neues Paar Sandalen benötigen …“.

Sofern eine Einladung nicht genauer bestimmt worden ist, z.B. „Wenn Sie diese Woche nach München fahren wollen,…“, gilt eine Einladung für maximal vier Monate. Danach verfällt sie, es sei denn sie wird vom Unterstützer erneuert. Indem man die Zeitgrenze oder den Rahmen des Angebots festlegt beugt man dem Entstehen von Missverständnissen vor. Wenn Sie zum Beispiel ein paar Sandalen anbieten wollen, so geht der Mönch nicht gleich davon aus, dass Sie Sandalen der höchsten Preisklasse zu kaufen beabsichtigen. Sie können dem Mönch deshalb den ungefähren Preis- oder Zeitrahmen nennen um eine passende Wahl treffen zu können (z.B. einmal Sandalen im Wert von … ).


.6. Unpassende Gegenstände

a) Luxuriöses Eigentum

Im Allgemeinen ist es für einen Mönch nicht angebracht luxuriöse Gegenstände anzunehmen, z.B. eine Rolex-Uhr. Diese könnten bei ihm Anhaftung und bei anderen Neid hervorrufen und möglicherweise sogar die Absicht zu stehlen. Für einen Almosenempfänger, der von der Freigiebigkeit anderer Menschen lebt, ist es nicht angemessen, den Besitz von Luxusgütern anzustreben.

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b) Geld

Im Vinaya gibt es ein klares Verbot für Mönch Geld („Gold und Silber“) persönlich anzunehmen, andere anzuweisen, es für sie zu behalten („Das ist mein Geld!“) oder einzuwilligen, dass das Geld für einen aufbewahrt wird („Nimm mein Geld und heb es für mich auf!“). Finanzielle Spenden für den Sangha werden von Laienunterstützern treuhänderisch verwaltet

  1. In der Regel werden Klöster finanziell von Laien unterstützt, die den Sangha dazu einladen, ihre Unterstützung anzunehmen

  2. Diese Laienverwalter sind die Treuhänder (veyyavaccakara) des Sangha und übernehmen die finanziellen Angelegenheiten des Klosters.

Hier folgen Beispiele, wie man Mönche finanziell unterstützen kann:

  1. Wenn ein Laie einem bestimmten Bhikkhu etwas geben möchte, aber ungewiss ist, was dieser benötigt, so kann er dem Bhikkhu eine klare Einladung aussprechen (pavarana). Finanzielle Spenden sollten nicht direkt einem Bhikkhu gegeben werden, sondern in eine Spendenbox, die einLaienverwalter des Klosters betreut. Man kann angeben (wörtlich oder schriftlich), für welchen Gegenstand oder Zweck das Geld verwendet werden soll, z.B. „50€ für eine Fahrkarte“

  2. Wenn man ein Sanghamitglied für einen Besuch einlädt, so kann man das Geld für die Reisekosten einem begleitenden Laien geben, der dann die Fahrkarte für die Reise und alles, was der Mönch sonst noch in dieser Zeit benötigt, besorgen kann. Es ist für einen Laien eine gute Übung, sich zu überlegen, was der Bhikkhu tatsächlich benötigt, anstatt nur Geld zu geben.


7. Beziehungen (Mönche & Frauen)

Die Regeln für Beziehungen zwischen Mönchen und Mitgliedern des anderen Geschlechts können zu Missverständnissen führen, weshalb hier detaillierte Erklärungen aufgeführt werden.

  1. Mönche leben in Keuschheit (brahmacariya). Damit ist der Verzicht auf jegliche Art von erotischem Verhalten gemeint. Das beinhaltet auch absichtlich lustvolle Rede oder Körperkontakt. Beides sind ernste Verstöße gegen die Regeln für Mönche.

  2. Da die eigene Absicht nicht immer deutlich ist (auch nicht für einen selbst), und die eigenen Worte nicht immer zurückhaltend sind, so gilt es als allgemeines Prinzip für Mönche auf physischen Kontakt (auch das Händeschütteln) mit Mitgliedern des anderen Geschlechts zu verzichten.

  3. Wenn ein Mönch allein mit einer Frau in einem geschlossenen und uneinsichtbaren Raum spricht, sollte ein Mann anwesend sein, der das Gesagte versteht.

Diese Vorsichtsmaßnahmen wurden vom Erleuchteten niedergelegt, um falsche Anschuldigen zu vermeiden und das Ansehen der Mönche zu wahren.


.8. Den Dhamma lehren (dhammadesana)

Der Mönch als Dhammalehrer (dhammakathika) sollte nur bei passender Gelegenheit die tiefgründigen Lehren des Buddha weitergeben. Ein Mönch unterrichtet also nur diejeningen Menschen, die sich eine Unterweisung wünschen und ihr auch ernsthaft zuhören wollen. Er lehrt zu einem Zeitpunkt an dem die Zuhörer nicht beschäftigt sind (am Telefon mit einem dritten sprechen oder gerade andere Tätigkeiten verrichten), keine Ruhe vorherrscht (am Arbeitsplatz, im Supermarkt, an einer lauten Straße), bzw. an einem Ort, der für einen Vortrag ohnehin nicht geeignet ist (Badezimmer, Supermarktkasse, Metzgerei) aber auch nicht im Rahmen von rein weltlichen Veranstaltungen. Den Dhamma lehrt ein Mönch nur dann, wenn er akustisch verstanden werden kann und wenn er sich an einem der Lehrtätigkeit würdigen Ort befindet. Der Wert einer Dhamma-Unterweisung wird enorm verringert, wenn diese durch Geplauder, Besserwisserei , spekulative Einwände und Handygespräche gestört wird. Man sollte einen Raum für einen Dhammavortrag so herrichten, dass man dem Sprecher mit Respekt zuhören kann. Man bietet dem Sprecher einen für diese Gelegenheit passenden Sitzplatz. Es ist generell immer gut, sich mit dem Vortragenden zu besprechen, wie der Dhammavortrag ablaufen soll. Wenn man einen Mönch zum Beispiel für eine Mahlzeit mit anschließender Belehrung einlädt, so sollte der Einladende auch die Reisevorbereitungen treffen.


.9. Kleinere Punkte der Etikette

Der Vinaya erstreckt sich auch auf den Bereich der Konventionen. Diese Gebote sind keine Regeln an sich, sind aber hilfreich für ein reibungsloses und höfliches Miteinander. In Klöstern werden solche Punkte gelegentlich betont um Harmonie, Ordnung und Wohlbefinden innerhalb der Gemeinschaft gewährleisten zu können. Die Laien mögen an diesen Konventionen zwecks besserem Verständnis interessiert sein.


.10. Gesten des Respekts

 

Traditionell verneigt man sich vor einem Altar, Schrein oder Lehrer. Dies macht man beim Betreten und Verlassen des Raumes. Macht man dies würdevoll zur rechten Zeit, so wird es zu einer schönen Geste, welche den Menschen ehrt, der sie vollzieht. Eine andere gängige Respektsbezeugung ist das Falten der Hände vor der Brust, so dass die Fingerspitzen nach oben zeigen (anjali). Dies ist eine schöne Form der Begrüßung oder des Abschieds, der Würdigung eines Dhammavortrages oder des Abschließens einer Darbringung.

Auf Körpersprache wird im Buddhismus viel Wert gelegt. Manche dieser Gewohnheiten werden als Übung betrachtet, um die Achtsamkeit auf den Körper zu schulen und um der Bedeutung der körperlichen Gesten nach außen hin gewahr zu werden.

Wenn man mit aufgerichteter Haltung einem Dhamma-Vortrag zuhört, so zeigt dies, dass der Zuhörer aufmerksam das Gesprochene verfolgt. Es ist unhöflich, wenn man mit den Füßen auf den Schrein, ein Buddha-Bild oder einen Mönch zeigt. Ebenso erhebt man sich nicht über Mönche, um mit ihnen zu sprechen oder ihnen etwas anzubieten, anstatt sich auf die gleiche Ebene wie sie zu begeben (sofern es das Alter und die Gesundheit erlauben).

 

Anhang: Anrede und Titel


Bhikkhu

vollordinierter Mönch bzw. Mönch mit der höherer Ordination (upasampadā) und 227 Regeln wie im Vinaya niedergelegt


Anrede:

„Bhante“ (Pāḷi) oder„Ehrwürdiger“ (es gibt noch viele verschiedene, je nach Land unterschiedliche Anredeformen, z.B. Ajahn, Phra, Phra Ajahn, Tan, Ashin, Sayadaw, 法師 etc.).

Dies ist die respektvolle Anrede für Mönche von Laien und von ordensjüngeren Mönchen an Ordensältere.


mit Ordinations-Namen:

„Bhante Ananda“

„Ehrwürdiger Ananda“

„Ajahn Anando“, „Phra Anando“, „Tan Anando“, etc.


(Der Endvokal -a wird im thailändischen Gebrauch durch -o ersetzt. Ananda > Anando)


Bhikkhu ist die Standesbezeichnung und wird nicht in der direkten Anrede verwendet (nur vom Buddha), kann aber in der Selbstnennung durch den Mönch, im Anschreiben, z.B. Ehrw. Bhikkhu Ananda, Domberg 10….. oder in Formularen und Berichten bzw. in der neutralen Namensnennung verwendet werden.


Anrede mit Du oder Sie je nach Vertrautheitsgrad und Situation, aber bei vertraulichem Du mit Zusatz „Bhante“ oder „Ehrwürdiger“, meist am Satzanfang. (Trennung der Lebensformen durch die Sprache – jeder Mönch vertritt den Sangha des Erleuchteten und ist keine „Privatperson“, auch kein „Privatfreund“ sondern spiritueller Wegbegleiter und Mentor. Die respektvolle Anrede ist daher im Wesentlichen eine Ehrung des Sanghas – der in die Hauslosigkeit gezogenen Schüler des Erwachten – sowie der gelben Robe (dem Banner der Erleuchteten) und weniger die Ehrung eines Individuums, seines physischen Körpers, also ca. 70 Kilo Fleisch, Knochen, etc. oder seiner persönlichen Qualitäten.



Beispielsätze:

Bhante, wohin gehen Sie/wohin gehst Du?

Bhante Ananda, wohin gehen Sie/wohin gehst Du?

Ehrwürdiger, wohin gehen Sie/wohin gehst Du?

Ajahn Anando, wohin gehen Sie/wohin gehst Du?

Tan Anando, wann gehen Sie/gehst Du/geht Ihr morgen auf Almosengang?

Wohin gehst Du jetzt Bhante?

Wohin gehen Sie Bhante?

Bhante, wie denkst Du darüber? (Bhante) Wie denken Sie darüber ?

Wo ist Bhante Ananda? Ich würde gerne mit dem ehrw. Ananda sprechen.

Um einen Mönch herbeizurufen: Bhante,…



Niemals:

Anrede mit dem Ordinationsnamen allein

Ananda,…. (macht nur der eigene Lehrmeister)

Bhikkhu,…. (No no)


Wo ist denn der Bhikkhu hingegangen? besser: Wo ist den unser Bhante/der Ehrwürdige hingegangen?




Vereinfachte Form:


Bhikkhu Ananda…. (z.B. im öffentlichen Gespräch über den besagten Mönch im weltlichen/interreligiösen Kontext: Herr Dr. Stefan Müller, Herr Stefan Müller – Pfarrer Stefan Müller – Bhikkhu Stefan Ananda

In amtlichen oder formellen Angelegenheiten (z.B. Ausweis, Krankenversicherung, Flugticket etc.) wird der Laienname weiterhin verwendet.

Bhikkhu Stefan Ananda

Bhikkhu Stefan

der buddhistische Mönch Stefan




Weitere Formen:


Sāmanerī, Siladhara, Maechi, Silashin

(Pāḷi) Nonnen – verschiedene Ordinationsformen und Anreden je nach Land

Anrede:

„Schwester“, „Ehrwürdige“ oder „Ayya“ (weibliche Entsprechung zu „Bhante“)

Mönche reden Nonnen als „Schwester“ („Bhagini“) an.



Sāmanera

(Pāḷi) Novize mit der niederen Ordination (pabajjā) und 10 Regeln (+ zusätzlich den 75 Übungs-Regeln) wie im Vinaya niedergelegt. Meist als Vorbereitungsstufe zum Bhikkhu für noch nicht 20-jährige Anwärter.



Upāsaka

Laienanhänger

Anrede:

einfach mit Namen; Upāsaka+Namen (auf Thai: Yom oder Khun + Namen)

falls vertraut mit Du oder Sie und Vornamen, ansonsten Sie mit Familiennamen



Upāsikā

Laienanhängerin

Anrede:

einfach mit Namen; Upāsikā+Namen (auf Thai: Yom oder Khun + Namen)

falls vertraut mit Du oder Sie und Vornamen, ansonsten Sie mit Familiennamen


bei Mönchen ist das Hinzusetzen der Bezeichnung Upāsikā bei Frauen nützlich um etwas mehr Distanz schaffen zu können (z.B. Upāsikā Brigitte, wie geht es Ihnen?)



Mahāthera

(Pāḷi) Bezeichnung für einen Bhikkhu, der länger als zwanzig Jahre dem Orden angehört



Thera

(Pāḷi) Bezeichnung für einen Bhikkhu, der länger als zehn Jahre dem Orden angehört


Bhikkhuni

(Pāḷi) Nonne

Die Ordenslinie der Bhikkhunis ist vor langer Zeit abgebrochen. Eine Ordination als Bhikkhuni ist deswegen innerhalb der Theravada-Tradition zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr möglich.

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