Uposatha Sila- und Andachtstag

Uposatha-Zeremonie der Bhikkhus (pārisuddhi-uposatha)

Uposatha-Zeremonie der Bhikkhus (pārisuddhi-uposatha)

 

 

Als Uposatha-Tag, auf Thai auch Wan Phra วันพระ genannt, werden vier nach den Mondphasen bestimmte Tage bezeichnet: der Voll- und Neumondtag sowie der zunehmende bzw. abnehmende Halbmondtag. An zwei von diesen Tagen, nämlich an den Voll- und Neumondtagen, werden die Ordensregeln (pātimokkha) vor der versammelten Mönchsgemeinde vorgetragen. Hierzu müssen aber wenigstens vier Bhikkhus anwesend sein, denn erst ab dieser Anzahl können sogenannte sangha-kamma (Ordens-Handlungen) vollzogen werden. Bei drei Bhikkhus wird stattdessen eine Zeremonie der Bestätigung der Reinheit (pārisuddhi) der eigenen Praxis nach dem Standard der im Vinaya festgelegten Lebensweise für vollordinierte Mönche (bhikkhu) durchgeführt.

 

In buddhistischen Ländern nehmen sich viele der Gläubigen und Laienpraktizierenden Zeit, um wenigstens an einem der Uposatha-Tage zu einem Kloster oder Tempel zu gehen. Dort können die an diesem Tag ernsthaft praktizieren wollenden Laien die 8 Tugendregeln (sīla) auf sich nehmen, um sich im Rahmen dieses buddhistischen Feiertages besonders in der Sila-Praxis zu schulen. Die vier Uposatha-Tage sind somit Tage der inneren Einkehr, der Reinigung und der Erneuerung der eigenen Dhamma-Praxis. Wenn auch oft die Laien gewöhnlich sehr beschäftigt sind und kaum Zeit haben für Meditation, dann besinnen sie sich wenigstens an den Mondtagen auf die Unentbehrlichkeit von sīla, samādhi und paññā für den Einzug von Glück und Frieden in ihr Leben und für das Vorankommen auf dem Weg zur letztendlichen großen Befreiung (nibbāna).

Der Ursprung des Uposatha-Tages findet sich in der vor-buddhistischen brahmanischen Religion und ihren Schriften. In den alten Versen des Rig-Veda wird der Upavasatha als ein Tag des Fastens zur Vorbereitung auf das sogenannte Soma-Opferritual erwähnt. Der Uposatha-Tag hat somit nach vor-buddhistischem Verständnis eigentlich die Bedeutung eines Fastentages. Auch andere religiöse Bewegungen nutzten zu Zeiten des Buddha diese Tage zur Zusammenkunft und Einkehr wie auch zur Darlegung ihrer Lehren. Erst auf einen Vorschlag des Königs von Maghada, Seniya Bimbisara, hin übernahm der Buddha diese Sitte und ordnete an, daß sich seine Jünger an diesen Tagen versammeln mögen. Die Bhikkhus trafen sich fortan am 14. oder 15. Tag des Mondmonats, d.h. bei Vollmond, und am jeweils achten Tag des zunehmenden und des abnehmenden Mondes, beschränkten sich bei ihren Treffen jedoch zunächst noch auf eine gemeinsame Meditation in achtsamem Schweigen. Böse Stimmen aus dem Volk kommentierten, die Mönche säßen doch zusammen „wie dumme Schweine“ (wir würden heute wohl eher „wie schweigende Lämmer“ dazu sagen). Der Buddha verfügte daher, daß bei den Zusammenkünften der Mönche über die Lehre gesprochen werden sollte. Nachdem schließlich die Ordensregeln über einen vieljährigen Zeitraum entstanden und auch die Anzahl der Mönche im Sangha stark angewachsen war, änderte er diese Anweisung insofern, daß die Bhikkhus bei ihren Versammlungen die ihnen aufgegebenen Regeln rezitieren sollten. So kam es, daß seit dieser Zeit die Bhikkhus jeweils am Voll- und Neumondtag die Patimokkha-Feier abhalten, d.h. sie rezitieren die 227 Trainings-Regeln, wie sie der Buddha vor 2500 Jahren festgelegt hat.

Die Laien können, wenn sie sich ernsthaft üben wollen, an den Uposatha-Tagen die acht Tugendregeln freiwillig einhalten. Wenn möglich, nutzen sie diese Tage, um ihr Kloster vor Ort zu besuchen, Essen zu spenden, den Dhamma-Vorträgen der Mönche zu lauschen, mit Gleichgesinnten über die Lehre zu sprechen, sie in Geist und Gemüt zu bewegen und zu meditieren.

Im Anguttara Nikaya finden wir im Achterbuch Lehrreden über den Uposatha-Tag und den Segen, den er denjenigen bringt, die durch die Einhaltung der 8 Tugendregeln (auch: Entschlüsse) ihre buddhistische Praxis enorm vertiefen können. Der Uposatha-Tag hat die Bedeutung des Fastentages teilweise beibehalten. Es wird nur bis zur Mittagszeit (Sonnenhöchststand) gegessen, und was noch viel wichtiger ist, besonders durch die Einhaltung der Tugendregeln ein „Heilfasten des Herzens“ in Bezug auf unheilsame Dinge ermöglicht. Durch das Einhalten der Tugendregeln werden die Laien an diesen Tagen von ihrem Verhalten den in die Hauslosigkeit gezogenen ähnlicher, und sie erfahren so das Glück und die Freiheit, wenigsten an vier Tagen des Monats einen gesamten Tag nach dem Vorbild des Buddhas praktizieren zu können:

 

„Der Fasttag der acht Entschlüsse bringt, wenn er befolgt wird, hohen Lohn, hohen Segen, ist mächtig an Würde und Größe. In welcher Weise aber bringt er hohen Lohn, hohen Segen, ist mächtig an Würde und Größe?

»Zeitlebens meiden Heilige das Töten, halten sich fern von Verletzung der Lebewesen. Ohne Stock, ohne Waffe, voll Zartgefühl und Mitleid sind sie auf das Wohl aller Wesen und Geschöpfe bedacht. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, das Töten, halte mich fern von Verletzung der Lebewesen. Ohne Stock, ohne Waffe, voll Zartgefühl und Mitleid bin ich auf das Wohl aller Wesen und Geschöpfe bedacht. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fastentag werde ich befolgt haben.« Mit diesem ersten Entschluß ist der Fastentag verbunden.

»Zeitlebens meiden Heilige das Nehmen von Nichtgegebenem, halten sich fern vom Nehmen des Nichtgegebenen. Das Gegebene abwartend, nicht diebisch gesinnt, verweilen sie lauteren Herzens. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, das Nehmen des Nichtgegebenen, halte mich vom Nehmen des Nichtgegebenen fern. Das Gegebene abwartend, nicht diebisch gesinnt, verweile ich lauteren Herzens. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem zweiten Entschluß ist der Fasttag verbunden.

»Zeitlebens meiden Heilige den unkeuschen Wandel. Keusch und abseits lebend, halten sie sich fern von der Begattung, der gemeinen. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, den unkeuschen Wandel. Keusch und abseits lebend, halte ich mich fern von der Begattung, der gemeinen. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem dritten Entschluß ist der Fasttag verbunden.

»Zeitlebens meiden Heilige die Lüge, halten sich fern von unwahrer Rede. Die Wahrheit sprechen sie, der Wahrheit sind sie verbunden, aufrichtig, vertrauenswürdig, keine Betrüger der Welt. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, die Lüge, halte mich fern von unwahrer Rede. Die Wahrheit spreche ich, der Wahrheit bin ich verbunden, aufrichtig, vertrauenswürdig, kein Betrüger der Welt. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem vierten Entschluß ist der Fasttag verbunden.

»Zeitlebens meiden Heilige den Genuß berauschender Getränke, dieser Ursachen der Lässigkeit, und halten sich fern davon. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, den Genuß berauschender Getränke, dieser Ursachen der Lässigkeit, und halte mich fern davon. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem fünften Entschluß ist der Fasttag verbunden.

»Zeitlebens nehmen Heilige nur zu einer Tageszeit Speise zu sich, bleiben des Nachts nüchtern, enthalten sich des Essens zur Unzeit. Und auch ich nehme heute, diesen Tag und diese Nacht, nur zu einer Tageszeit Speise zu mir, bleibe des Nachts nüchtern, enthalte mich des Essens zur Unzeit. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem sechsten Entschluß ist der Fasttag verbunden.

»Zeitlebens meiden Heilige Tanz, Gesang, Musik sowie den Besuch von Schaustellungen, den Gebrauch von Blumen, Wohlgerüchen, Salben, Schmuck und Schönheitsmitteln. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, Tanz, Gesang, Musik sowie den Besuch von Schaustellungen, den Gebrauch von Blumen, Wohlgerüchen, Salben, Schmuck und Schönheitsmitteln. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem siebenten Entschluß ist der Fasttag verbunden.

»Zeitlebens meiden Heilige vornehme und üppige Lager, halten sich von vornehmen und üppigen Lagern fern. Eines niedrigen Lagers bedienen sie sich, sei es eine Pritsche oder ein Strohlager. Und auch ich meide heute, diesen Tag und diese Nacht, vornehme und üppige Lager, halte mich von vornehmen und üppigen Lagern fern. Eines niedrigen Lagers bediene ich mich, einer Pritsche oder eines Strohlagers. In dieser Eigenschaft folge ich den Heiligen nach, und den Fasttag werde ich befolgt haben.« Mit diesem achten Entschluß ist der Fasttag verbunden.

In dieser Weise befolgt, Vāsettha, bringt der Fasttag der acht Entschlüsse hohen Lohn, hohen Segen, ist mächtig an Würde und Größe.“