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Freisinger Kirchengespräch: OB Eschenbacher bringt die Religionen zusammen

 

Freisinger Kirchengespräch: OB Eschenbacher bringt die Religionen zusammen

+++ Gelebte Toleranz: Kirchengespräch wird Religionsgespräch. Engagement der Stadt für das soziale Wohl Hand in Hand mit den Religionsgemeinschaften. Domberg bietet reichen Kultursommer. Ultrafeinstaub bedroht die Bürgergesundheit. Muslime fordern Gebetsraum im Freisinger Krankenhaus +++

Gestern Abend lud Oberbürgermeister Eschenbacher zum Kirchengespräch ein. Dieses jährlich einmal einberufene Forum dient als offizielles Begegnungsforum der Stadt Freising mit den im Stadtgebiet angesiedelten Kirchen und Religionsgemeinschaften. Die führenden Personen des religiösen Bereichs können innerhalb dieses Rahmens ihre Anliegen, Erwartungen und Hoffnungen der Stadt vertreten durch den Oberbürgermeister und einige Stadträte schildern und gemeinsam mit ihnen darüber diskutieren. Das gleiche gilt für die Stadtverwaltung, die aktuelle Einblicke in die Stadtpolitik gewährt, um Kooperation und Verständnis auf Seiten der Religionen wirbt oder zu gemeinsamen Initiativen aufruft.

Die um 19 Uhr angesetzte Versammlung im Großen Sitzungssaal des Rathauses war gut besucht. Zahlreiche Vertreter der katholischen Kirche mit Weihbischof Haßlberger sowie der evangelischen Kirche mit Dekan Hauner an der Spitze nahmen an der Sitzung teil. Beide Würdenträger fanden sich neben dem Oberbürgermeister an der Stirnseite des Saales ein und bildeten quasi ein religionspolitisches Führungsgremium.

Pfarrerin Löser, Stadtpfarrer Lederer, Domdirektor Professor Aris, der Hohenbachener Pfarrer und Dogmatikprofessor Stubenrauch wie auch eine Schwester des Klosters St. Klara saßen am Tagungstisch Funktionären religiöser Organisationen gegenüber, darunter Caritas, Diakonie und Renovabis. Herr Ünal und ein Begleiter vertraten durch ihre Anwesenheit die Islamische Gemeinde in Freising. Bhikkhu Thitadhammo vom Buddhistischen Kloster repräsentierte die buddhistische Position.

Als erster Tagespunkt wurde der Antrag auf Umbenennung des Kirchengesprächs in Religionsgespräch durch den Oberbürgermeister angesprochen und als angenommen deklariert. Somit kommt die Bezeichnung dieser Veranstaltung allen Teilnehmern in ihrem jeweiligen religiösen Selbstverständnis entgegen und erweitert bewußt das religiöse Spektrum. Waren bisher nur die beiden Landeskirchen Gesprächspartner, so werden nun auch muslimische und buddhistische Einrichtungen nominell zu offiziellen Dialogpartnern.

Nach diesem großen Vertrauensbeweis der Stadt brachte als erstes die islamische Gemeinde ein Anliegen vor. Herr Ünal richtete sich an den Oberbürgermeister mit der Frage, warum die wiederholte Anfrage bezüglich des Wunsches nach Einrichtung eines Gebetsraums im Freisinger Kreiskrankenhaus noch nicht beantwortet worden sei. Zugleich lud er alle Anwesenden zum Fastenbrechen am 1. Juni um 20:20 Uhr in die Moschee der islamischen Gemeinde in der Wippenhausener Straße ein.

Ohne auf diese brisante Frage weiter einzugehen fuhr die Versammlung mit einem informativen Austausch zum Thema Kirchenasyl fort. Dabei teilte Stadtpfarrer Lederer seine persönlichen Erfahrungen zu diesem Thema mit den Anwesenden. Weihbischof Haßlberger erläuterte ferner die rechtliche Situation.

Als nächstes griff die Caritas das Thema der Wohnraumsituation im Stadtgebiet auf. Vertreter der Stadtverwaltung erörterten die sehr angespannte Situation ausführlich. Selbst Personen mit berechtigtem Wohnraumanspruch müssten mittlerweile bis zu sieben Jahre lang auf der Warteliste ausharren. Zuzug, Ballungsraumverdichtung und Niederlassung von Migranten werden auch künftig keine Entspannung der Situation zulassen.

Es folgte eine Reihe von weiteren Tagesordnungspunkten. Dabei standen der soziale Wohnungsbau, die Situation der Obdachlosen, das seniorenpolitische Gesamtkonzept der Stadt sowie das beunruhigende Thema der Bedrohung der Bürgergesundheit durch vom Flugverkehr ausgehenden Ultrafeinstaub zur Besprechung an. Bürgermeisterin Böning klärte bezüglich der Ultrafeinstaubmessung auf und verwies auf die Webseite des Freisinger Bürgervereins, wo man sich ausführlich informieren könne.

Von Seiten des Mons doctus gab es Ausführungen zur Renovierung des Dombergensembles, den anstehenden Kulturtagen im Sommer, dem Dombergkino, Musikaufführungen, darunter besonders zum 500. Jubiläum der Reformation „Luthers Tischreden“. Dr. Pfrang vom Kardinal-Döpfner-Haus wies auch auf eine Islamtagung am 14. Juli. hin, die sich um die Radikalisierung von Religionen in der Gesellschaft dreht. Sie betonte, daß auch wenn der Übernachtungsbetrieb seit Jahresbeginn eingestellt worden sei, die Pforte des KDH nach wie vor allen Besuchern offen stünde.

Abschließend wies Domdirektor Aris auf das in sieben Jahren stattfindende Jubiläum 1300 Jahre Korbinian in Freising und Freisinger Dom hin. Weiterhin gewährte er einen ersten Einblick in die geplante Ausweitung des Korbiniansfestes im November auf eine ganze Festwoche.

Als Höhepunkt des Kirchengespräches erscheint die Diskussion um die Situation der Obdachlosen in Freising. Pfarrerin Löser wies auf den von evangelischer Seite wahrgenommenen großen Wert der aufgelösten Obdachlosenherberge hin. Sie werde schmerzlich vermißt. Herr Zellner vom Ordnungsamt sah dies anders und erläuterte überzeugend, wie die Stadt ihrer Aufgabe zum Schutz der Menschen vor Obdachlosigkeit nachkommt. Dank dem Einsatz der Stadt muß kein Mensch in Freising unter freiem Himmel nächtigen. Als Notquartier dienen Containereinheiten in Attaching. Die Freisinger Polizei hilft bei der Zuteilung und dient als Ansprechpartner sofern Bedarf besteht.

Bericht: Bhikkhu Thitadhammo