Eine buddhistische Weihnachtsbotschaft

Goldene Bodhi Blätter aus dem winterlichen Freising

Goldene Bodhi Blätter aus dem vorweihnachtlichen Freising

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Das Weihnachtsfest ist in unserem christlich geprägten Europa allgegenwärtig und gehört in Deutschland traditionell zu den Tagen, die von den Menschen feierlich begangen werden. Jeder tut dies dabei auf seine eigene Weise. Die Weihnachtszeit selbst jedoch war in unseren Breiten bereits lange vor der Ankunft des Christentums eine besondere Zeit und ist es auch in vielen anderen Kulturen in seiner Bedeutung als Fest der winterlichen Sonnenwende. Genauso wird Weihnachten auch eine besondere Zeit für die langsam aufblühenden buddhistischen Gemeinden in Deutschland bleiben. Wir sind uns bewußt, daß alle Dinge in gegenseitiger Bedingung entstehen und sich wandeln – auch die Feiertage im Jahresrhythmus können hierbei keine Ausnahme bilden.

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Schauen wir in das ferne Ursprungsland der Buddhalehre. Dort hatte bereits zu Lebzeiten des Erhabenen, also vor 2500 Jahren, dieser vor dem Hintergrund der brahmanischen Religion mit ihren Festtagen seine Lehre dargelegt. Vom Buddha wurden die mit unserem Sonntag vergleichbar geheiligten Fastentage (Uposatha-Tage) der alten Religion übernommen, ebenso auch das Einhalten einer dreimonatigen Regenzeit (Vassa). Dies geschah, weil es bei den Menschen des indischen Kulturraums so Brauch war. Es war eine natürliche Einfügung der vom Buddha verkündeten Heilslehre in die Gegebenheiten der Umwelt von Mensch und Natur, also eine harmonische Integration in einen Lebensraum, wo Kinder und Erwachsene innerhalb und außerhalb der Familie, in Schule und in Arbeit sich begegnen und miteinander wirken.

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Für unsere junge buddhistische Gemeinde hier im Herzen Altbayerns sind daher die Weihnachtsfeiertage eine Gelegenheit, die buddhistischen Lehrinhalte auf eine europäische Weise zu betrachten, zu feiern und umzusetzen, so daß sie unserem gewachsenen Empfinden von Feiertagen gerecht werden. Wir wollen uns somit bewußt als Buddhisten in den bestehenden Kulturraum eingliedern und ihn bereichern. Aus der Weltgeschichte wissen wir, egal in welches Land die Buddhalehre gebracht worden ist – sie hat sich immer harmonisch in die bestehende Gesellschaftsordnung eingefügt und ist mit der Kultur des Landes verschmolzen. Buddhist sein heißt nämlich die Guten Dinge wertzuschätzen, das was heilsam und beglückend ist zu verfolgen und auszuüben. Buddhist sein heißt auch, nicht gegen etwas zu sein, sondern für etwas: Weisheit, Liebe und Mitgefühl für Andere. Dabei ist gerade die Befähigung zu Toleranz und Harmonie, Friedfertigkeit und Menschenliebe eine der größten Segnungen, welche die Buddhalehre der Menschheit gebracht hat. Das Licht dieses Segens füllt Gräben der Gefühlskälte auf und läßt Mauern der Abgrenzung zusammenbrechen.

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… Da strahlt, einer liebevollen Gemütes weilend nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. In also geübter liebevoller Gemüterlösung, kann beschränktes Werk nicht mehr übrig bleiben, nicht mehr bestehn. … (M. 99)

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Hier im Freisinger Bodhi Vihara ist es unser Wunsch, buddhistisches Leben und Lernen in unserer bayerischen Heimat möglich werden zu lassen – und wir haben im vergangenen Jahr schon freudige Erfolge dabei erzielt. Langzeitlich gesehen geht dies jedoch nur, wenn auch eine eigene lokale buddhistische Lebenskultur entstehen kann. Dabei wollen wir viele wichtige Elemente der uralten buddhistischen Kultur aus dem asiatischen Raum bewahren und bei uns integrieren, damit die Verbindung zu den buddhistischen Kernländern und allen Buddhisten in der Welt gehalten werden kann. Auf der anderen Seite soll auch am hiesigen Jahreskreis auf buddhistische Weise teilgenommen werden können. So kann die Wertschätzung unserer Verbundenheit mit der Kultur des Abendlandes und ihren vielen kostbaren Errungenschaften zum Ausdruck gebracht werden.

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Mag auch anfangs mancher skeptisch sein, was nicht-buddhistische Festivitäten angeht. Dabei können wir erfreut sein zu wissen, dass der Erwachte für solche Dinge, also auch Weihnachten seinen Segen gegeben hat. Und wenn wir darüber etwas nachdenken: warum auch nicht?

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Pferdeopfer, Menschenopfer, Vollkommene Fessel, Siegestrunk,
Hemmungslos: diese großen Unternehmungen tragen keine reiche Frucht.
Wo Ziegen und Rinder, allerlei Lebewesen getötet werden,
Dieses Opfer besuchen die großen Weisen,
die Vollkommenheit erreicht haben, nicht.
Opfer aber ohne große Unternehmungen,
die in den Sippen ständig geopfert werden,
Wo Ziegen und Rinder, allerlei Lebewesen, nicht getötet werden,
Dieses Opfer besuchen die großen Weisen,
die Vollkommenheit erreicht haben.
Ein solches Opfer soll der Verständige darbringen,
ein solches Opfer trägt reiche Frucht.
Denn das gereicht dem Opfernden zum Vorteil, nicht zum Schaden.
Das Opfer ist ergiebig und es finden Wohlgefallen daran die Devatās. (S.3.9.)

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In diesem Sinne,

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Frohe und besinnliche Weihnachtsfeiertage – Mögen alle guten Wünsche in Erfüllung gehen!

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Herzlichst Ihr,

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Bhikkhu Philipp Thitadhammo

2 Gedanken zu „Eine buddhistische Weihnachtsbotschaft

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