Freude und Dank – Grußwort anlässlich der Feierstunde „Sechs Jahre Bodhi Vihara“

Sechs Jahre Bodhi ViharaEhrwürdige Mitglieder des Sanghas,

liebe Freunde des Dhamma, liebe Freunde des Klosters Bodhi Vihara !

6 Jahre also ist das Kloster nun geworden. Das ist doch das Alter, in dem der Kindergarten verlassen wird, wo vielerlei Kindergartenspiele enden sollten und sozusagen der Ernst des Lebens beginnt, in dem jedenfalls die schulische Weisung beginnt.

Lassen Sie mich etwas Persönliches sagen: Ich bin ihrem Kreise noch ein rechter Neuling, ich kenne den Gründungsvater des Klosters, natürlich, aber die anderen, die damals an der Wiege standen, nicht.

Als mich meine Lebenswege seit etwa 7 Jahren in die Nähe der buddhistischen Traditionen führten, konnte ich meinen Augen nicht trauen, als ich im Freisinger Lokalblatt lesen durfte, dass es hier inmitten von Freising, dieser stolzen Domstadt, ein buddhistisches Kloster geben soll. Es dauerte noch einige Zeit, bis die Schwellenangst überwunden war. Dann wurde ich ein – mehr oder weniger – eifriger Besucher der Seminare, Meditationen und Andachten. Und heute sage ich, in Dankbarkeit und in tiefem Respekt vor dem Mut von Bhikku Thitadhammo: Wie gut geht es uns, dass wir hier dieses Kloster haben dürfen, in dem wir die buddhistischen Unterweisungen empfangen können. Wir sind wirklich privilegiert!

Wenn wir jetzt nur einen wie immer gearteten Gott hätten, oder eine Patrona Bavariae, der wir die Zukunft dieser noch kleinen Klosterzelle für eine gute Entwicklung anvertrauen könnten! Aber wir sind keine Träumer mehr, wir sind wohl noch nicht „Erwachte“, aber „Erwachende“. Wir wissen vielmehr, dass wir für uns, für unsere äußere und geistige Entwicklung die alleinige und volle Verantwortung haben. Wir erwarten keine Erlösung von woher auch immer, sondern streben nach unserer sittlichen und geistigen Reifung.
Und Ihnen, Ihrer Verantwortung möchte ich diese kleine Pflanze des „Bodhi Vihara“ anvertrauen. Sorgen wir gut für sie ! Hüten wir sie !

Das heutige Thema lautet: Zum Frieden zurückfinden. Unsere Zeit ist, so meinen wir, in besonderer Weise von Unfrieden und Unheil bedroht. Das geht von den Zerrüttungen in unseren menschlichen Beziehungen hin bis zur Bedrohung durch den Terrorismus. War das jemals anders ? Gab es je einen Frieden, zu dem wir zurückkehren könnten ? Woher kommt unsere Erinnerung an die Möglichkeit des Friedens, ist es ein Wissen um die wahre Natur des Menschen ? Die verschüttet wurde und wiedergefunden werden möchte? Wo sollen wir Zuflucht nehmen ? Wo sollen wir anfangen? An was sollen wir uns halten ?

Wie kann Unfrieden entstehen, nicht nur draußen in der gefährlichen Welt, sondern auch hier bei uns selber, womöglich gar in unserer kleinen Gemeinschaft ?
Ist es denkbar, dass wir unser Leben, unsere Rollen, unsere Konflikte im Lichte des Dhamma anders erkennen können?

Ich wünsche uns, dass wir in Übung und Studium fortschreiten in der Schulung unseres Geistes und in der Vertiefung unseres Mitgefühls. Und dass wir so zunächst uns und damit in einem auch die Welt verwandeln.

Möge das Kloster „Bodhi Vihara“ ein Ort des Friedens und der Freude sein. Sorgen wir gemeinsam, dass es ein Zentrum der Kraft bleibt und dass von dieser Quelle ein guter Geist ausgeht.

Ich danke Ihnen!

Karl Scheitler

im Namen des Vorstands des Vereins „Buddhistische Gemeinschaft der Lehrnachfolger in Deutschland“