„Buddha auf dem Domberg“ – Artikel in der Münchner Kirchenzeitung – 25.1.2015, S. 9

 Buddha auf dem Domberg, Münchner Kirchenzeitung, 25.1.2015, S. 9

Buddha auf dem Domberg

Mönch Bhikkhu Thitadhammo hat in Freising auf dem Domberg ein buddhistisches Kloster gegründet

FREISING. Ein getrocknetes Blatt eines Nachfahren des Feigenbaumes, unter dem Siddharta Gautama vor 2600 Jahren meditierend zu einem Buddha geworden sein soll, ziert den kleinen goldenen Bodhibaum in Freising. Familie Jayathunge hat ihn von ihrem Heimaturlaub in Sri Lanka in das kleine buddhistische Zentrum auf dem katholischen Domberg mitgebracht.

„Auch etwa 30 Singhalesen kommen zu uns um ihre Religion zu praktizieren „, erklärt Bhikkhu Thitadhammo, der früher Philipp Jenning hieß. Nach einem Studium der Sinologie und dem Entschluss buddhistischer Mönch zu werden, lebte der Freisinger für mehrere Jahre in Klöstern in Taiwan, Thailand und Sri Lanka bevor er die Gemeinschaft gründete. Seit 2009 meditiert er hier im Kloster „Bodhi Vihara“, Ort des Erwachens, mit einer bunt gemischten Gruppe von Buddhisten: „Es war eine Fügung des Schicksals, weil ein kleines, günstiges Haus freistand – keine Provokation.“

Im Mariendom nebenan wurde Papst Benedikt XVI. zum Priester geweiht. Anfangs hatten die katholischen Nachbarn Berührungsängste, aber mit der Zeit hat sich eine Freundschaft entwickelt. Inzwischen besuchen regelmäßig Firmgruppen und Schulklassen aus dem Dom-Gymnasium das Kloster, um den Buddhismus näher kennenzulernen.

Hilfe von buddhistischen Singhalesen und Christen

Essensspenden und finanzielle Unterstützung erhalten die auf Almosen angewiesenen Mönche auch von Christen, die den spirituellen Impuls durch die Buddhisten begrüßen. „Wir leben ja ähnlich wie damals die Apostel gelebt haben“, sagt Thitadhammo und lacht.

Auf Reisen suchen die Mönche Herberge in Klöstern und bei Gläubigen. So waren 2010 drei Mönche aus Sri Lanka zu Gast in Freising. Zwei besonders treue singhalesische Unterstützer, Nilami und Narada aus München, haben etliche Informationen über das Bodhi Vihara für das Internet in ihre Muttersprache (Sinhala) übersetzt. „Wir alle begrüßen den Papstbesuch auf Sri Lanka“, sagt Thitadhammo. „Vielleicht gibt es politische Gruppen auf Sri Lanka, die Ressentiments haben und die katholische Kirche für Missstände während der Kolonialzeit verantwortlich machen. Aber wir Buddhisten freuen uns. Das Zusammentreffen mit Franziskus ist ein gutes Zeichen für das Miteinander der Religionen.“

 

Autor: Andreas Schneider

Quelle: Münchner Kirchenzeitung – Die Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum München und Freising, 108.Jg. 25.1.2015 / Nr.4, S. 9